BERLIN | Mit Beginn des neuen Monats wird Mobilität für viele Menschen in Deutschland wieder deutlich teurer. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag läuft das 9-Euro-Ticket für Bus und Bahn aus.
Mit dem Ende des 9-Euro-Tickets werden für Monatskarten im Nah- und Regionalverkehr ab September wieder die alten, meist deutlich höheren Preise fällig. In naher Zukunft drohen zudem weitere Erhöhungen: Hohe Kosten für Strom und Diesel belasten auch viele Verkehrsunternehmen – und dürften in vielen Fällen auf die Fahrpreise durchschlagen. In manchen Regionen sind Aufschläge von 3, 4 oder knapp 5 Prozent bereits beschlossene Sache.
Der Druck auf die Politik, bald eine Anschlusslösung zum 9-Euro-Ticket zu präsentieren, wächst. “Das 9-Euro-Ticket zeigte über den Sommer eindrücklich, welche Potenziale ein attraktiver Tarif für den ÖPNV und damit für die Mobilitätswende in Deutschland hat”, heißt es in einem Positionspapier, das das Bündnis Sozialverträgliche Mobilitätswende am Dienstag veröffentlichte. An der Initiative sind mehrere Verkehrs- und Sozialverbände sowie Gewerkschaften beteiligt.
Das Bündnis forderte ein schnelles Handeln der Politik in Bund und Ländern. Es brauche eine bezahlbare, unkomplizierte und bundesweit einheitliche Anschlussregelung für die Nahverkehrskarte. “Es muss massiv in den Ausbau von Infrastruktur, in Personal und Fahrzeuge investiert werden”, heißt es in dem Papier. Zudem forderte das Bündnis eine gesicherte ÖPNV-Finanzierung.
Mit dem 9-Euro-Ticket konnten Verbraucherinnen und Verbraucher im Juni, Juli und August für jeweils 9 Euro Busse und Bahnen des Nah- und Regionalverkehrs in ganz Deutschland nutzen. Der Bund finanzierte die dreimonatige Aktion mit 2,5 Milliarden Euro zum Ausgleich von Einnahmeausfällen bei Verkehrsunternehmen. Mit dem Angebot wollte der Bund Bürger angesichts der Inflation entlasten.
Der Bund finanziert den Nahverkehr in Ländern und Kommunen über die sogenannten Regionalisierungsmittel mit – regulär sind das in diesem Jahr etwa 9,4 Milliarden Euro. Dazu kommt eine weitere Milliarde Euro aus einem anderen Finanztopf. Aus Sicht der Länder reicht das nicht aus, um den ÖPNV für deutlich mehr Fahrgäste auszubauen. Sie fordern eine deutliche dauerhafte Erhöhung der Regionalisierungsmittel.
SPD und Grüne haben ein 49-Euro-Ticket ins Spiel gebracht, das ebenfalls bundesweit gelten soll. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov zufolge würden 60 Prozent der Bundesbürger ein solches Ticket befürworten. Rund ein Viertel der Befragten steht dem ablehnend gegenüber.