MÜNCHEN | Die Entgleisung von Personenzug DPE 79497 am Nachmittag des 22. November 2019 ist nicht auf menschliches Versagen zurückzuführen. Das geht aus dem Untersuchungsbericht der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU) hervor.
Wie die Ermittler feststellten, ist der Unfall, der sich bei der Ausfahrt aus dem Münchner Hauptbahnhof ereignete, durch die unzureichende Schmierung der Pufferteller und Pufferhülsen – insbesondere an dem sich in Fahrtrichtung links befindlichen Pufferpaar zwischen den letzten beiden Wagen (6 und 7) – begünstigt worden. Die ständig miteinander gekuppelten Fahrzeuge waren im Betrieb einer erhöhten Reibung der Kontaktflächen ausgesetzt, was zu Riefenbildung im Bereich der Pufferteller führte.
Die Behörde konnte ermitteln, dass sich mehrere Einflussgrößen im Grenzbereich befanden, wie die Betrachtung der einzelnen Faktoren auf die Kräfteverhältnisse im Kontaktbereich zwischen Rad und Schiene ergaben. Beim Befahren des Bogens im Zweiggleis der Weiche 101 wirkten die Druckkräfte der hinten verkehrenden Lokomotive auf die in Fahrtrichtung linke Pufferverbindung zwischen Wagen 6 und 7, was den Ermittlern zufolge zum Aufklettern des vorderen Radsatzes von Wagen 7 und zur Entgleisung führte. Im weiteren Fahrtverlauf gerieten auch das hintere Drehgestell von Wagen 6 sowie aller Achsen von Wagen 7 aus der Spurführung. Der Zug war zum Zeitpunkt der Entgleisung mit 28 km/h unterwegs.
Bei dem Unfall wurde eine Person leicht verletzt, an der Infrastruktur entstand Sachschaden in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro. Die beiden betroffenen Wagen wiesen starke Beschädigungen auf. An der Lok wurden nur leichte Schäden im Bereich der Puffer festgestellt.
Als Maßnahme aus dem Ereignis setzte der Wagenhalter TRI einen anderen Haftschmierstoff zur Schmierung der Puffer ein. Außerdem wurden die Zeitintervalle zur Schmierung der Puffer laut BEU-Angaben auf 14 Tage herabgesetzt. Zusätzlich habe TRI eine Weisung herausgegeben, das Gleis 5 im Münchner Hauptbahnhof nicht mehr mit den betroffenen Fahrzeugen zu befahren.
Fehler beim Neubau der Bahnsteige 5 bis 9 im Jahre 2018 und der dadurch geänderten Gleisführung wurden nicht gefunden. Alle technischen Spezifikationen entsprachen den Vorgaben. Auch die Untersuchung der entgleisten Wagen ergab, dass die Drehzapfen und Drehpfannen sowie die seitlichen Gleitstücke geschmiert und unbeschädigt waren. Es waren demnach keine Mängel erkennbar, die die Drehbewegung zwischen den Fahrzeugkästen und den Drehgestellen hätten beeinträchtigen können, heißt es im Bericht.