Baden-Württembergs Verkehrsminister erwartet späteren Start des 49-Euro-Tickets


STUTTGART | Baden-Württembergs Verkehrs­minister Winfried Hermann bezweifelt, dass das geplante bundesweite Nahverkehrs­ticket zum Jahreswechsel starten kann.

Auf die Frage, ob das 49-Euro-Ticket im Januar komme, sagte der Grünen-Politiker den Partner­zeitungen der Neuen Berliner Redaktions­gesellschaft: „Wahrscheinlich nicht.“ Die Länder wollten das Ticket so schnell wie möglich umsetzen. „Möglicher­weise kommt es aber erst am 1. März oder 1. April.“

Die Umsetzung sei aufwendig, gab Hermann zu Bedenken. „Der Länderanteil in Höhe von 1,5 Milliarden Euro muss in den Haushalten der Länder verankert werden. Baden-Württem­berg schließt seinen Haushalt am 20. Dezember ab. Wie soll man dann am 1. Januar soweit sein?“ In der Süddeutschen Zeitung (SZ) wies Hermann zudem darauf hin, dass Automaten umgestellt, Tarifsysteme angepasst und Gremien­beschlüsse gefasst werden müssten.

Mit Blick auf den Bund-Länder-Gipfel an diesem Mittwoch bekräftigte der Minister zudem die Forderung nach mehr Bundes­zuschüssen für den Nahverkehr, die die Länder zur Bedingung für das Ticket gemacht hatten. „Wenn der Bund die von den Ländern geforderte Erhöhung der Regionali­sierungs­mittel verweigert, müssen wir leider ‚Nein‘ zum Ticket sagen“, sagte er der SZ.

Eigentlich besteht schon Einigkeit, dass ein 49-Euro-Ticket geschaffen werden soll. Doch die Bundesländer machen dauerhaft höhere Zuschüsse vom Bund zur Bedingung. Darum geht es bei Beratungen der Länder-Regierungs­chefs mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Berlin. Wie aus der Beschluss­vorlage hervorgeht, will der Bund den Ländern ein neues Angebot machen: Für 2022 will er zusätzliche sogenannte Regionali­sierungs­mittel in Höhe von einer Milliarde Euro zahlen, von 2023 an sollen sie jährlich um drei Prozent erhöht werden.

Fraglich ist, ob dies den Ländern ausreicht – sie hatten von diesem Jahr an 1,5 Milliarden Euro mehr gefordert. Zusätzlich soll der Bund nach den Vorstellungen der Länder die Regionali­sierungs­mittel 2022 und 2023 aufgrund der gestiegenen Energiepreise jeweils um 1,65 Milliarden Euro erhöhen.

„Wenn die Erhöhung der Regionali­sierungs­mittel nicht kommt, können wir das Ticket nicht machen“, betonte Hermann im Interview der Neuen Berliner Redaktions­gesellschaft. „Die Energie- und Personalkosten sind in den vergangenen Monaten enorm gestiegen. Um den Status Quo zu erhalten, sind wir auf die Erhöhung der Mittel angewiesen.“ Es bringe am Ende niemandem etwas, „wenn wir ein günstiges Ticket haben, aber zu wenig Geld, um den ÖPNV zu finanzieren und Fahrpläne ausdünnen“.


dpa | Foto: Imago / Arnulf Hettrich

Anzeige