“Zug fällt aus”: Diese Worte an der Anzeigetafel treiben so manchen Bahnreisenden zur Verzweiflung. In Thüringen gab es zuletzt mehr solcher Fälle. Das hat einen Grund.
Im Thüringer Regionalverkehr fallen immer mehr Züge aus. Grund dafür ist immer häufiger fehlendes Personal, wie das Thüringer Verkehrsministerium mitteilte. «Die personalbedingten Ausfälle im Regionalverkehr in Thüringen sind in den letzten Jahren stark angestiegen», hieß es. Es gebe einen «sich verschärfenden Personalmangel». Probleme gebe es sowohl bei den Verkehrsbetrieben als auch bei den Betreibern von Infrastruktur.
Im Jahr 2019 seien noch rund zwei Prozent der vom Land bestellten Leistungen im Schienenverkehr ausgefallen. Im Jahr 2023 seien es bereits sieben Prozent gewesen, teilte das Ministerium weiter mit. Das entspricht etwa jedem vierzehnten Regionalzug. Die Zahlen bilden sowohl geplante Ausfälle, etwa wegen Baustellen, als auch ungeplante Ausfälle ab.
Personalmangel inzwischen häufigster Ausfall-Grund
Auffällig: Während im Jahr 2019 noch 18,4 Prozent aller ungeplanten Ausfälle Personalmangel als Ursache hatten, waren es im Jahr 2023 bereits 61,8 Prozent. Damit war fehlendes Personal im vergangenen Jahr die häufigste Ursache für Zugausfälle im Freistaat. Streiks sind hier eingerechnet.
Störungen an den Fahrzeugen waren zuletzt hingegen deutlich seltener ein Ausfall-Grund: Während im Jahr 2019 noch jede fünfte Fahrt deswegen unplanmäßig ausfiel, war es im Jahr 2023 nur noch jede Zehnte.
Ausreichend neues Personal zu gewinnen, sei angesichts des bundesweiten Fachkräftemangels schwierig, teilte das Ministerium weiter mit. «Die gesamte Branche benötigt attraktive Ausbildungslehrgänge und Arbeitsbedingungen, um überhaupt den derzeitigen Personalstand aufrechterhalten zu können.» Es gebe fortlaufend Ausbildungskurse, auch für Quereinsteiger. Allerdings werden diese nicht von allen abgeschlossen, weil die Anforderungen hoch seien, hieß es.
Straßenbahnen in Erfurt fahren seltener
Dass Personalmangel nicht nur kurzfristig für Ausfälle sorgen, sondern auch Fahrpläne durcheinanderwirbeln kann, bekommen künftig auch die Menschen in Erfurt zu spüren. Dort fahren ab Anfang November bis Ende Januar vier Straßenbahnlinien außerhalb der Stoßzeiten nur noch alle 20 statt alle 10 Minuten.
Aktuell fehlten 30 Mitarbeiter im Fahrdienst, teilten die Erfurter Verkehrsbetriebe mit. So gebe es nicht nur mehr Langzeiterkrankungen, sondern der Anteil der Teilzeitbeschäftigten habe sich seit 2020 auch verdoppelt. Hinzu kämen kurzfristige Kündigungen.
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dpa / EVN