STUTTGART | Ende August läuft das 9-Euro-Ticket für den Nahverkehr aus. Wie es dann weitergeht, sorgt derzeit für Diskussionen. Der DGB in Baden-Württemberg plädiert für eine Nachfolgelösung – die aber etwas teurer ausfallen soll.
Für das zum Monatsende auslaufende 9-Euro-Ticket braucht es aus Sicht des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Baden-Württemberg eine dauerhafte Nachfolgeregelung. “Als DGB sind wir dafür, dass es ein bundesweites 365-Euro-Ticket gibt”, sagte Landeschef Kai Burmeister der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Realistisch sei ein Start eines solchen Jahrestickets zum 1. Januar 2023. Für die Finanzierung schwebt dem DGB im Südwesten eine höhere Besteuerung hoher Vermögen vor.
Das 9-Euro-Ticket habe vielen Menschen eine Entlastung gebracht und sich dämpfend auf die Inflationsrate ausgewirkt, sagte Burmeister weiter. Viele Menschen habe die Einfachheit des Tickets überzeugt. Es habe zwar auch mehr touristische Reisen gegeben – aber das sei auch eine Form von Teilhabe. “Das hat nichts mit Gratismentalität zu tun, sondern es ist eine Frage von politischer Klugheit, die Dynamik, die da jetzt entfacht wurde, zu nutzen.” Burmeister schränkte ein, dass vor allem Menschen in Ballungsräumen von dem Ticket profitierten, die ihren Arbeitsplatz mit Bus oder Bahn erreichen könnten.
In den vergangenen Wochen ist eine bundesweite Debatte darüber entbrannt, ob und wie das 9-Euro-Ticket fortgeführt werden könnte. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hatte eine Finanzierung aus dem Bundeshaushalt abgelehnt. Er sei von einer “Gratismentalität à la bedingungsloses Grundeinkommen” auch im Öffentlichen Nahverkehr nicht überzeugt, hatte er gesagt. Diese Aussagen stießen auch auf Kritik.
Burmeister machte deutlich, dass das 9-Euro-Ticket Defizite im öffentlichen Nahverkehr aufgezeigt habe. Es mangele an Fahrzeugen, und die Beschäftigten arbeiteten vielfach an den Grenzen der Belastbarkeit. Um die Infrastruktur für ein dauerhaftes Billigticket fit zu machen, schlug der DGB einen kreditfinanzierten öffentlichen Fonds auf Bundesebene vor. Den Betrag von 365 Euro im Jahr statt neun Euro monatlich begründete Burmeister damit, dass öffentliche Leistungen auch mit einem entsprechenden Geldbetrag versehen sein sollten. Zudem müssten gute Arbeitsbedingungen sichergestellt werden.