Alstom-Betriebsräte wollen Mindestauslastung für Großwerk Salzgitter


SALZGITTER / PARIS | Wegen der konzerninternen Konkurrenz um die Auftragsverteilung beim französischen Zugbauer Alstom fordert die Belegschaft am großen deutschen Werk Salzgitter verbindliche Zusagen des Managements.

„Wir streben an, dass eine höhere Mindestauslastung von 400.000 auf künftig 600.000 Fertigungsstunden vereinbart wird und dass es garantierte Qualifizierung gibt, wenn Kollegen zum Beispiel vom Rohbau in die Endmontage wechseln müssten“, sagte der örtliche Betriebsratschef Baki Erkoc am Dienstag. Über die Zukunft der Fabrik werde weiter verhandelt. In Salzgitter betreibt Alstom einen seiner europaweit wichtigsten Standorte – zuletzt gab es Streit über die genaue Zuordnung von Milliardenaufträgen oder Teilen davon.

Im Januar hatte sich in dem niedersächsischen Werk Enttäuschung darüber breit gemacht, dass der Zug-Rohbau für eine Großbestellung aus Norwegen ins polnische Breslau abwandern soll. Dabei fühlte sich die Belegschaftsvertretung übergangen, sie pochte außerdem auf die Einhaltung eines Abkommens zur Sicherung des Standorts Salzgitter. Auch die Landesregierung in Hannover schaltete sich ein, Ministerpräsident Stephan Weil sprach mit Alstom-Konzernchef Henri Poupart-Lafarge. Der SPD-Politiker sagte danach: „Unternehmen und Betriebsrat sind nach meinem Eindruck auf einem konstruktiven Weg.“

Für Erkoc sind – auch angesichts verschiedener Schwerpunkte an den Alstom-Standorten – zusätzliche Vereinbarungen nötig. So müssten Kündigungen ausgeschlossen oder im Notfall nur sozialverträglich umgesetzt werden. „Dazu brauchen wir einen Ergänzungstarifvertrag.“

Das Geschäft mit den norwegischen Regionalzügen hat einen Gesamtwert von bis zu 1,8 Milliarden Euro. Am Montag war ein weiterer Auftrag bekanntgeworden, diesmal sogar mit rund 2,5 Milliarden Euro Volumen: Das Land Baden-Württemberg bestellt bei Alstom 130 Doppelstockzüge. Hierbei geht es laut dem Unternehmen jedoch um einen anderen Typ als den ursprünglich für Salzgitter bestimmten. Er soll in einem weiteren polnischen Werk in Katowice westlich von Krakau gefertigt werden.

„Am Standort gibt es schon vergleichbare Produkte für andere Kunden, die Infrastruktur dafür steht“, begründete Alstom diese Entscheidung. Die über 30 Jahre vereinbarte Wartung und Instandhaltung könnte aber womöglich in Deutschland – eventuell in Mannheim – angesiedelt sein.

„Salzgitter war für den Auftrag Baden-Württembergs nicht eingeplant“, sagte Erkoc. „Aber vielleicht könnten wir im Nachhinein noch etwas abbekommen“ – etwa für den Ausbau oder Tests und Prüfungen der Züge.


dpa | Foto: Alstom