Die Deutsche Bahn will ihre Betriebsqualität im Münchner S-Bahn-Netz verbessern und hat dazu am heutigen Mittwoch (28. Februar 2018) das Programm “Zukunft S-Bahn München” vorgestellt. Das auf mehrere Jahre angelegte Aktionsprogramm bündelt insgesamt bis zur 80 Einzelmaßnahmen. Die S-Bahn wolle sich damit auf die Zukunft der wachsenden Mobilität in München einstellen.
Wie S-Bahn-Chef Heiko Büttner erklärt, sollen mit „Zukunft S-Bahn München“ konkrete Verbesserungen bei den Betriebsabläufen, bei der Infrastruktur sowie in der Kundeninformation erreicht werden. Der Vorsitzende der Geschäftsleitung der S-Bahn München gehe hier im Schulterschluss mit den regional Verantwortlichen der DB Netz AG sowie der für Bahnhöfe zuständigen Bahntochter DB Station&Service.
„Wir haben die S-Bahn komplett auf den Prüfstand genommen. Nun drehen wir an vielen Stellschrauben mit dem Ziel, die Qualität für unsere Kunden weiter zu steigern“, so Büttner. Darum stehe beispielsweise die Fahrgastinformation in Echtzeit im Fokus, aber auch die Neugestaltung der Fahrzeugflotte oder die Betriebsstabilität der Stammstrecke. Viele Maßnahmen werden dabei bundesweit eine Pilotfunktion einnehmen. Gerade in die technische Ausstattung werde die DB Netz AG sehr viel investieren, um die Infrastruktur robuster gegen externe Störungen zu machen. „Das fängt bei neuartigen Weichenantrieben an und reicht bis hin zur Einzäunung der Stammstrecke, um Personen aus dem Gleisbereich fernzuhalten“, nennt Büttner einige Beispiele.
Bis zu 840.000 Fahrgäste nutzen im Durchschnitt täglich die S-Bahn München. Die im Jahr 2017 erreichte Pünktlichkeit von 95,8 Prozent sei aus Sicht Büttners angesichts der schweren Stürme im vergangenen Jahr und weiter zunehmenden externen Betriebsstörungen ein guter Wert. Dem S-Bahn-Chef sei allerdings auch klar, dass den Kunden das nicht reiche. Deshalb wolle und müsse die S-Bahn München noch besser werden.
Einzelprojekte von „Zukunft S-Bahn München“
Neue Live Map im München Navigator: Eine erste Maßnahme ist eine Weiterentwicklung der München Navigator App. Die Nutzer erhalten erstmals eine Echtzeit-Information über den Fahrplan und können zuverlässig sehen, wann die nächste S-Bahn eintreffen wird. Unter dem Menüpunkt Live Map ist eine geobasierte Karte abrufbar, die das Streckennetz mit den aktuellen Zugpositionen abbildet. Pilotiert ist, dass der Kunde seine Station eingeben kann und auf einer virtuellen Abfahrtstafel sofort einen Überblick über die nächste Fahrtmöglichkeit erhält. „Dies ist ein Baustein in der Kundeninformation und natürlich erwarten unsere Kunden, dass sie auf allen Kanälen richtig informiert werden. Aber es ist die Maßnahme, die wir am schnellsten umsetzen konnten, um unsere Fahrgäste gerade im Störungsfall in Echtzeit zu informieren“, so Büttner.
Einzäunung der Stammstrecke: Die in 2017 begonnene äußere Einzäunung der Stammstrecke durch die DB Netz AG wird in 2018 abgeschlossen werden. Darüber hinaus wurden in den Tunnelstationen der Stammstrecke Bahnsteigabschlüsse verbaut. Beide Maßnahmen haben das Ziel, das unzulässige Betreten des Gleisbereichs zu verhindern.
Einstiegslotsen: Die S-Bahn wird das im Frühsommer 2017 durchgeführte Pilotprojekt der Einstiegslotsen an ausgewählten Stationen der Stammstrecke sukzessive in den Regelbetrieb integrieren. So wird im April die Station Hauptbahnhof und im Sommer die Station Marienplatz jeweils in der Hauptverkehrszeit von Einstiegslotsen begleitet werden. Ziel sei es, durch eine optimierte Abfertigung beim Einstieg die Haltezeit pro Station um bis zu vier Sekunden zu reduzieren. Nach einer weiteren Erfolgsanalyse am Ende des Jahres werde über Details zum weiteren Rollout entschieden.
HaltezeitenCounter: Zudem ist geplant, ab dem Fahrplanwechsel im Dezember HaltezeitenCounter an allen Stationen der Stammstrecke zu installieren. Auf einem Counter wird dem Lokführer sowie den örtlichen Aufsichten die geplante Haltezeit im Countdown auf null Sekunden herunter gezählt, um ein zügiges Abfahren zu erreichen. Auf der dicht befahrenen Stammstrecke bedeute dies einen Gewinn von bis zu 2 Sekunden pro Halt.
Mehr Kapazität und besseres Erscheinungsbild: Im größten Modernisierungsprojekt baut die DB bis Ende 2020 alle Fahrzeuge der Baureihe ET 423 komplett um. In den unterirdischen S-Bahnstationen wird ab 2019 durch die DB Station&Service AG ein neues Gestaltungskonzept umgesetzt, das für ein besseres Erscheinungsbild sorgen soll. Bis zur Umsetzung werden nach DB-Angaben noch im Jahr 2018 Sofortmaßnahmen für mehr Sauberkeit, eine bessere Ausstattung und mehr Sicherheit umgesetzt.
S-Bahn München plant weitere Maßnahmen
Im Programm „Zukunft S-Bahn“ werden laut Bahn zahlreiche weitere Maßnahmen untersucht, zum Beispiel auch, wie die Kapazität auf der Stammstrecke noch weiter optimiert werden kann, um so dem Verspätungsaufbau entgegen zu wirken. Das sei komplex, denn mit 1.000 Zugfahrten am Tag ist die Stammstrecke eine der am häufigsten befahrenen Eisenbahn-Tunnelstrecken der Welt. In einer Machbarkeitsstudie werde außerdem untersucht, ob Bahnsteigtüren einen Beitrag zur Betriebsstabilität leisten könnten.
red/DB