BERLIN | Immer wieder kommt es bei festgefahrenen Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und den Gewerkschaften EVG und GDL zu Streiks. Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert nun erneut einen Notfahrplan.
“In der Tat laufen Ferienreisende Gefahr, von einem Warnstreik bei ihrer Urlaubsreise beeinträchtigt zu werden, in welchem Maß hängt von der Dauer des Streiks ab und ob er ganz Deutschland oder nur Teile betrifft”, sagte Detlef Neuß, Bundesvorsitzender von Pro Bahn der Bild-Zeitung. Er forderte von der Deutschen Bahn einen “Streikfahrplan, der ein Mindestangebot aufrechterhält”. Dies würde verhindern, dass Reisende “stranden”.
Der Fahrgastverband nahm die EVG in die Pflicht, sollte es in der aktuellen Tarifauseinandersetzung wiederholt zu einem Warnstreik kommen, diesen rechtzeitig anzukündigen, damit sich Fahrgäste frühzeitig darauf einstellen könnten.
Auch CDU-Verkehrspolitiker Michael Donth sprach sich für eine Lösung des derzeitigen Tarifkonflikts aus. Gegenüber Bild sagte er, dass sich die Politik in die Tarifverhandlungen nicht einmischen dürfe, auch wenn es schwerfalle. “Aktuell drängt sich mir jedoch der Eindruck auf, dass es der EVG womöglich mehr um sich selbst und darum geht, ihren Mitgliedern zu zeigen, dass sie auch so ‚zäh‘ wie die kleinere Konkurrenzgewerkschaft GDL sein kann.” Donth sprach von einem “gewerkschaftlichen Kräftemessen”, welches Fahrgäste und unbeteiligte Unternehmen bei einem neuerlichen Streik zu spüren bekämen.
Die EVG lehnte zuletzt zwar das Tarifangebot der Bahn ab, beide Seiten wollen sich aber wieder zu Gesprächen treffen. Das aktuelle Angebot des Staatskonzerns sieht eine Laufzeit von zwei Jahren bei einem Lohnplus von zwölf Prozent bei den unteren Lohngruppen, zehn Prozent bei mittleren Gruppen und acht Prozent bei den oberen Lohngruppen vor. Hinzu käme eine ebenfalls stufenweise Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 2.850 Euro. Die Gewerkschaft fordert bei einer Laufzeit von einem Jahr einen Festbetrag von mindestens 650 Euro im Monat mehr oder zwölf Prozent bei den oberen Lohngruppen.
dts Nachrichtenagentur / EVN