Acht Monate nach Zugunglück von Garmisch – Langsamfahrstelle am Unglücksort


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GARMISCH-PARTENKIRCHEN | Acht Monate nach dem Bahnunglück mit fünf Toten in Garmisch-Partenkirchen fahren Züge an der Unfallstelle langsamer.

Hintergrund sei ein von der Staatsanwaltschaft München II beauftragtes Gutachten zur Erkundung der geologischen Verhältnisse im Bereich der Unfallörtlichkeit, teilte eine Bahnsprecherin am Dienstag mit.

“Rein vorsorglich folgen wir der Empfehlung des Gutachters, mit geringerer Geschwindigkeit in diesem Streckenabschnitt zu fahren”, erläuterte die Sprecherin. “Nach den bislang vorliegenden Erkenntnissen lagen keine Hinweise darauf vor, dass der Bahndamm unfallursächlich gewesen sein könnte.”

Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung dürfen Züge die seit November 2022 reparierte Unfallstelle ab sofort nur mit einer verminderten Geschwindigkeit passieren, mit etwa 70 Stundenkilometern.

Das Gutachten liege der Bahn seit Kurzem vor. “Wir prüfen aktuell, ob weitere Maßnahmen erforderlich sind. Dies beansprucht Zeit”, sagte die Bahn-Sprecherin weiter.

Der Staatsanwaltschaft liegen nach Auskunft einer Sprecherin derzeit drei Einzelgutachten vor, darunter jenes, das sich mit dem Untergrund beschäftigt. Dieses sei präventiv an die Bahn weitergeleitet worden, um dieser die Möglichkeit zu einer Reaktion zu geben. Die abschließende Bewertung bleibe jedoch einem Gesamtgutachten vorbehalten, das noch ausstehe. Die Anklagebehörde ermittelt weiter gegen vier Bahnmitarbeiter wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung.

Schon im Juli waren bei einer Pressekonferenz der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) Szenarien zu möglichen Ursachen des Unglücks vorgelegt worden, die auf den Untergrund des Bahndammes zielten. Ein Faktor könnte nach Darstellung der damals von der GDL geladenen Berater die Verlegung eines Wildbaches vor rund 20 Jahren gewesen sein. Der Bach läuft nun zwischen Bundesstraße und Gleis.

Das Wasser könne zur Instabilität des sehr hohen Bahndamms beigetragen haben, erläuterten im Juli der Hamburger Nahverkehrsberater Dieter Doege und Michael Jung vom Umweltverband Prellbock Altona. Zudem belasteten Doppelstockwagen in Kurven mit ihrem höheren Schwerpunkt die Außenschiene und damit die von dem Bach umflossene Bahndammseite besonders.

Die Deutsche Bahn hatte zumindest in der Gegend Gleisarbeiten geplant, wie aus einer Baustelleninformation hervorging.

Am 3. Juni war der Regionalzug von Garmisch-Partenkirchen nach München entgleist. Vier Frauen und ein 13-Jähriger starben. 16 Menschen wurden schwer verletzt.


dpa / EVN