Die Preiserhöhung beim Deutschlandticket sorgt für Diskussionen. Die Landkreise sehen höhere finanzielle Belastungen. Sie wollen aber am Ticket festhalten – mit einer Ausnahme.
Die Landkreise in Sachsen-Anhalt wollen am Deutschlandticket festhalten, auch wenn sie teilweise höhere finanzielle Belastungen befürchten. Ein Ausstieg ganzer Landkreise wird derzeit nirgendwo erwogen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den Kreisen und kreisfreien Städten in Sachsen-Anhalt ergab. Lediglich die Naumburger Straßenbahn GmbH prüfe derzeit, aus dem Deutschlandticket auszusteigen.
Vor zwei Wochen hatten sich die Verkehrsminister der Länder darauf verständigt, dass der monatliche Preis für das Deutschlandticket im kommenden Jahr von 58 auf 63 Euro steigen soll. Hintergrund der erneuten Preiserhöhung war ein Finanzstreit zwischen Bund und Ländern.
Knackpunkt war, wie erwartete Mehrkosten bei Verkehrsunternehmen ausgeglichen werden können. Für Verkehrsunternehmen bedeutet das Deutschlandticket teils geringere Einnahmen. Diese werden von Bund und Ländern teilweise ausgeglichen.
Bei Ausstieg droht Flickenteppich
“Die im Jahr 2026 bestehende Finanzierungslücke von bis zu 800 Millionen Euro würde ohne Preiserhöhung ausschließlich den Landkreisen und kreisfreien Städten auferlegt werden”, sagte der Landrat des Burgenlandkreises, Götz Ulrich (CDU). Derzeit bestehe trotz der Preisanhebung eine Lücke von rund 300 Millionen Euro, deren Finanzierungsrisiko bei den Kommunen liege.
Es drohe daher ein Ausstieg der Kommunen, die eine besonders schlechte Haushaltslage aufwiesen. Damit drohe ein Flickenteppich in Deutschland, sagte Ulrich. Der Landkreis Stendal hatte Ende 2023 einen Ausstieg angedroht.
Konkrete Überlegungen, flächendeckend aus dem Deutschlandticket auszusteigen, gibt es in Sachsen-Anhalt derzeit nicht. Allerdings beklagen die Landkreise, die Aufgabenträger des Öffentlichen Personennahverkehrs sind, die strukturelle Unterfinanzierung des Tickets.
“Die Ticketpreiserhöhung allein reicht nicht aus, um die weiter anwachsenden Defizite zu decken”, teilte der Saalekreis mit. Zudem bestehe die Gefahr, dass gerade in den ländlichen Regionen die Nachfrage sinke.
Daher ist für den Landrat des Landkreises Harz, Thomas Balcerowski (CDU), die Erhöhung des Deutschlandtickets nicht kostenrelevant. Anders als in Großstädten spiele es in einem Landkreis wie dem Harz keine Rolle. “Was nutzt eine Flatrate, wenn am Ende der Bus nicht fährt”, begründete Balcerowski diese Einschätzung.
Höhere Kosten vor allem durch Schülertickets
Die beiden größten Städte im Land, Halle und Magdeburg, sehen ebenfalls hohe finanzielle Bürden, wollen aber nicht aus dem Deutschlandticket aussteigen. “Das wäre für die Bürgerinnen und Bürger ein schlechtes Signal”, sagte eine Sprecherin der Landeshauptstadt Magdeburg.
Auf ein anderes Problem wies der Landkreis Wittenberg hin: Viele Schülerinnen und Schüler im Landkreis nutzten das Deutschlandticket für ihren täglichen Schulweg. “Mit der Preisanpassung entstehen uns dadurch höhere Kosten, da wir gesetzlich verpflichtet sind, die Schülerbeförderung zu übernehmen”, so der Landkreis. Die Preisanpassung bedeute zwar Mehrkosten, diese Belastungen seien jedoch in der Haushaltsplanung berücksichtigt.
Fahrgastzahlen haben sich erhöht
In Sachsen-Anhalt nutzen wegen des Deutschlandtickets mehr Menschen den Nahverkehr als vor der Corona-Pandemie. Wie die Nahverkehrsgesellschaft (Nasa) im Frühjahr dieses Jahres mitteilte, ist insbesondere der Bahnverkehr stark gefragt. Verglichen mit dem Jahr 2019 legten die Reisenden im Jahr 2024 demnach rund 80 Prozent mehr Kilometer auf den Gleisen des Landes zurück.


dpa