Er war jahrelang zuständig für die Infrastruktur bei der Bahn: Nun soll Dirk Rompf erneut die Sparte übernehmen – und stößt dabei auf Widerstand bei den Arbeitnehmern.
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Mit Dirk Rompf könnte bald ein alter Bekannter zur Deutschen Bahn zurückkehren, an den viele im Konzern offenkundig schlechte Erinnerungen haben. “Der Name Rompf hat weit in den Bahn-Konzern hinein für Unglauben und Ablehnung gesorgt”, sagte der Chef der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Martin Burkert. Zuvor hatte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder angekündigt, dass Rompf künftig die Netzgesellschaft DB InfraGo leiten soll.
Die Personalie ist so umstritten, dass die EVG angekündigt hatte, aus Protest gegen Rompf sogar schon am Dienstag im Aufsichtsrat gegen Evelyn Palla als neue Bahnchefin zu stimmen. Trotz Gegenstimmen wurde Palla in den Spitzenposten berufen. Doch wer ist der Mann, der die Gemüter so erhitzt?
Zweimal von Beratungsfirma zur Bahn
Der promovierte Physiker begann seine Laufbahn Ende der 90er Jahre beim Beratungskonzern McKinsey. Zu Beginn der 2000er Jahre wechselte er zur Deutschen Bahn und war dort unter anderem für die strategische Ausrichtung des Geschäftsfeldes DB Fernverkehr verantwortlich. Für einige Jahre verließ er daraufhin die Bahn zum Beratungskonzern Olilver Wyman, bevor er im Jahr 2011 zur DB zurückkehrte.
Dieses Mal übernahm Rompf die Verantwortung für Strategie und Geschäftsentwicklung bei der Division Infrastruktur. Er entwickelte eine Blaupause zur kosten- und termingerechten Realisierung von Großprojekten bei der Bahn und gründete unter anderem das Vorhaben Stuttgart 21 in eine eigenständige Projektgesellschaft aus.
Mitverantwortlich für Stuttgart 21
2014 wechselte er in den Vorstand der damaligen DB Netz, dem Vorgängerunternehmen der heutigen InfraGo. Dort war er für die Netzplanung und Großprojekte verantwortlich. 2019 verließ Rompf die Bahn erneut und arbeitete bis zuletzt als Geschäftsführer bei der Strategieberatung Ifok.
Für Kritiker steht Rompf wie kaum ein anderer für die Ära Ronald Pofalla. Dem damaligen Konzernvorstand für die Infrastruktur wird bis heute vorgeworfen, den miserablen Zustand weiter Teile der Infrastruktur über Jahre schöngeredet und nichts gegen den Verfall des Netzes unternommen zu haben. Das von Rompf mitverantwortete Großprojekt Stuttgart 21 gilt als ein Musterbeispiel verfehlter Bauplanung und aus dem Ruder gelaufener Baukosten.
“Jeder Fahrgast spürt heute noch die Auswirkungen seiner schlechten Bilanz”, sagte Burkert über Rompf. “Der Weg nach vorne kann niemals durch die Vergangenheit führen.” Rompf soll nach dem Willen Schnieders den in Bahnkreisen äußerst beliebten und für seine tiefen Fachkenntnisse anerkannten Philipp Nagl ersetzen. Ob es dazu kommt, ist offen.


dpa – aktualisiert am 23. September 2025, 12:28 Uhr