Nach mehr als drei Jahren Bauzeit ging am Montag das neue Elektronische Stellwerk (ESTW) für die Tunnelstammstrecke der S-Bahn Rhein-Main unter der Innenstadt von Frankfurt in Betrieb. Das neue ESTW hat damit die alte Stellwerkstechnik für den City-Tunnel nach 40 Jahren abgelöst.
Seit dem frühen Montagmorgen (6. August) ist das neue ESTW für die Frankfurter Tunnelstammstrecke der S-Bahn Rhein-Main in Betrieb. Ein Zug der Linie S1 aus Offenbach kommend mit Fahrziel Wiesbaden, durchfuhr am Morgen um 4:32 Uhr als erste S-Bahn wieder den rund sechs Kilometer langen City-Tunnel. Die Tunnelstrecke zwischen Frankfurt Hauptbahnhof und Frankfurt-Lokalbahnhof beziehungsweise Frankfurt-Mühlberg wird von insgesamt acht S-Bahn-Linien genutzt, wobei stündlich bis zu 24 Züge den Tunnel in jeder Richtung passieren. Diese hohe Zugdichte brachte das alte Stellwerk an seine Leistungsgrenze.
“Die Umsetzung dieses Vorhabens ist ein ungeheuer wichtiger Meilenstein, um den Schienenknoten Frankfurt mit dem Projektprogramm Frankfurt Rhein-Main plus modern aufzustellen”, erklärt Klaus Vornhusen, der Konzernbevollmächtigte der DB für das Land Hessen, und ergänzt: “Wir alle hatten und haben großen Respekt vor der Aufgabe, in Jahrzehnten gewachsene Alttechnik durch zeitgemäße Elektronik zu ersetzen.”
Wie Gerd-Dietrich Bolte, Leiter Großprojekte Mitte der DB Netz AG, verriet, habe man alles Erforderliche dafür getan, dass zum ersten Arbeitstag nach den hessischen Schulferien das neue Stellwerk wie vorgesehen den Betrieb übernommen hat. “Dies war eine technische und logistische Großleistung von Projektleiter Matthias Körner mit den beteiligten Firmen, insbesondere Siemens und Leonhard Weiss, sowie der vielen Fachleute der Deutschen Bahn.“
Der nun abgeschlossene Bau des neuen ESTW ist Teil des Infrastrukturentwicklungsprogramms Frankfurt RheinMain plus, das gemeinsam vom Land Hessen, der Stadt Frankfurt am Main, dem Rhein-Main-Verkehrsverbund und der DB AG vorangetrieben wird. Insgesamt wurden über 100 Millionen Euro in die neue Technik investiert.
Zusätzliche Geschwindigkeitserhöhung im City-Tunnel
Zusätzlich zu den Arbeiten für das neue ESTW hatten sich der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) und die DB entschieden, auch eine Geschwindigkeitserhöhung auf den unterirdischen Teilstrecken umzusetzen. Hierfür baute die DB Netz AG 20 weitere Signale ein, passte 48 bestehende Signale an und verlegte darüber hinaus 70 Kilometer erforderliche Signalkabel. „Die Geschwindigkeitserhöhung ist eine gute Nachricht für all unsere Fahrgäste“, sagt Prof. Knut Ringat, RMV-Geschäftsführer. „Sie ermöglicht Fahrzeitpuffer und dadurch einen stabileren Betrieb. Wir erwarten, dass dadurch auch die S-Bahnen pünktlicher unterwegs sein werden.“
Allein in den letzten sechs Wochen vor der Stellwerksumstellung wurden von den Bauarbeitern 620 Tonnen altes Material aus dem Tunnel entfernt, davon 190 Kilometer alte Kabel und 100 Signale der abgelösten Relais-Technik. Über 100 Monteure und Prüfer waren nach DB-Angaben rund um die Uhr im Schichtbetrieb im Einsatz, um das neue ESTW auf den Weg zu bringen.
red