80 Wochen Baumarathon: Erneut Sperrungen wegen Gleisausbau am Niederrhein


Die Bahn startet ein 500-Millionen-Mammut-Ausbauprojekt am Niederrhein. Das bringt erst mal Lärm, Dreck und Pendler-Ärger über Sperrungen. Auf die Dauer soll es sich aber lohnen.

Wegen des dreigleisigen Gleisausbaus zwischen Emmerich und Oberhausen müssen Bahn-Pendler zwischen Niederrhein und Ruhrgebiet erneut und diesmal für eineinhalb Jahre mit starken Einschränkungen rechnen. Geplant sei eine 80-wöchige “intensive Bauphase” mit Schwerpunkt in Voerde-Friedrichsfeld und Wesel am Niederrhein. Sie solle vom November dieses Jahres bis Mitte Mai 2026 dauern, teilte der Bahn-Projektleiter Stefan Ventzke am Donnerstag mit.

Vollsperrungen mit Schienenersatzverkehr sind demnach im November dieses Jahres, im Juli, August und Ende Oktober 2025 sowie zum Abschluss der Arbeiten im April und Mai 2026 geplant. In der übrigen Zeit werde ein eingleisiger Verkehr auf der Strecke ermöglicht, sagte Ventzke. Betroffen von den Vollsperrungen sind unter anderem die Verbindungen Wesel–Oberhausen (RE5, RE 49), Oberhausen–Arnheim (RE19) und Duisburg–Oberhausen (RE44).

Das Projekt werde eine Herausforderung für Fahrgäste und Anwohner, räumte Ventzke ein. Auf der anderen Seite bringe die intensive Bauzeit einen “Meilenstein im Ausbau”, der dringend nötig sei. Die Bahn habe Gespräche mit den Verkehrsunternehmen und dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) geführt. “Die Kritik an überfüllten Bussen im Schienenersatzverkehr ist angekommen.”

Zentrum der Arbeiten ist der Neubau der Eisenbahnbrücke über den Wesel-Datteln-Kanal bei Wesel, wobei die neue Brücke wegen der Anforderungen des Schiffsverkehrs 1,5 Meter höher gebaut werden muss als bisher. Die Bahn errichtet einen provisorischen Bahnhof in Voerde-Friedrichsfeld und arbeitet auf der gesamten 73 Kilometer langen Strecke intensiv an Gleisen, Schallschutzwänden, Brücken und Infrastruktur, wie Ventzke betonte.

In den 80 Wochen würden 500 bis 600 Millionen Euro verbaut, schätzte der Projektleiter. Dennoch werde der Abschluss der Arbeiten im Mai 2026 auch nur eine Zwischenetappe des Riesenprojekts bringen. Die Strecke Emmerich–Oberhausen ist ein Teilstück des wichtigen Güterverkehrsweges von Rotterdam bis Genua. Von dem dreigleisigen Ausbau der bisher zweigleisigen Strecke und einer umfassenden Modernisierung erhofft sich die Bahn aber nicht nur Fortschritte im Güter-, sondern auch mehr Kunden im Nahverkehr.


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dpa / EVN