Bahnindustrie: Batterie und Wasserstoff können bei Dekarbonisierung der Schiene helfen


BERLIN | Für die Bahnindustrie sind sowohl der Batterie- wie auch der Wasserstoffantrieb wichtig, um eine Dekarbonisierung der Schiene zu erreichen.

Noch immer fährt beinahe jeder vierte Zug in Deutschland mit fossilem Diesel, weil bislang nur rund 60 Prozent der Bahnstrecken elektrifiziert sind, wie Jure Mikolčić, Vize-Präsident des Verbandes der Bahnindustrie (VDB) und Leiter der Divison Stadler Deutschland, in einem Gastbeitrag für Tagesspiegel Background schreibt. Selbst wenn bis 2030 rund 75 Prozent des Schienennetzes – wie von der Bundesregierung gewollt – elektrifiziert seien, blieben viele Strecken übrig. Mikolčić geht davon aus, dass es zur Erreichung der Klimaziele im Verkehrssektor beide Antriebsarten, Batterie und Wasserstoff, braucht.

So hätten Batteriezüge derzeit zwar nur eine Reichweite von 80 bis 150 Kilometern, würden im Regelfall allerdings einen guten Teil ihres Fahrplans auf elektrifizierten Streckenabschnitten unter Oberleitung fahren. Dort ließen sich die Batterien gleichzeitig laden. Eine weitere Energiequelle bieten demnach stationäre Ladestationen beispielsweise an Endbahnhöfen.

Wasserstoffzüge hätten zwar mit 600 bis 1.000 Kilometern eine deutlich größere Reichweite, hier bräuchte es aber eine zusätzliche Tankinfrastruktur. Auch müsse der Wasserstoff mit Diesel-Lkws zu diesen Orten transportiert werden.

„Von 100 Prozent verfügbarer Primärenergie bleiben beim Oberleitungsbetrieb rund 75 Prozent für die Leistung am Rad, im Batteriebetrieb sind es knapp 70 Prozent, nach Elektrolyse, Kompression und Rückumwandlung stehen beim Wasserstoffzug noch 25 Prozent der Primärenergie für den Antrieb zur Verfügung“, schreibt Mikolčić.

Ob der Einsatz von Batterie- oder Wasserstoffzügen sinnvoller ist, kommt nach seiner Ansicht „schlichtweg auf Netz und Strecke an“. Eine Elektrifizierung aller Bahnstrecken in Deutschland sei zwar „ideal“, der „Investitionsaufwand“ aber „kaum auf die Schnelle zu stemmen“. Laut Mikolčić liegen die Kosten, um einen Kilometer Eisenbahnstrecke zu elektrifizieren, bei durchschnittlich rund eine Million Euro.


EVN