Messerattacke in Regionalzug – zwei Tote und mehrere Verletzte


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BROKSTEDT | Bei einer Messerattacke in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg sind zwei Menschen getötet und mehrere verletzt worden.

Bei dem mutmaßlichen Angreifer handelt es sich um einen staatenlosen Palästinenser, wie Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) am Mittwochabend am Bahnhof in Brokstedt sagte. Der 33-Jährige kam nach Polizeiangaben mit leichten Verletzungen in ein Krankenhaus. „Die Hintergründe sind noch unklar, ebenso wie die Identitäten der Geschädigten“, sagte eine Polizeisprecherin.

Es gab erste Hinweise, dass der mutmaßliche Angreifer geistig verwirrt sein könnte. Das erfuhr die Nachrichtenagentur dpa aus Sicherheitskreisen. Nach vorläufigen Erkenntnissen war er in Norddeutschland bislang nicht als Extremist aufgefallen. Bei der Tat erlitten ersten Angaben zufolge drei Menschen schwere Verletzungen, vier wurden leicht verletzt.

Der Täter habe die Menschen in dem noch fahrenden Zug angegriffen. Zur Zahl der Verletzten hatte es zunächst unterschiedliche Angaben gegeben. Auch war in mehreren Medienberichten von lebensgefährlich Verletzten die Rede.

Eine Frau aus Bad Bramstedt wartete wenige Meter entfernt vom Bahnhof auf ihre Tochter. Die 18 Jahre alte Studentin war mit dem Zug auf dem Rückweg von der Uni in Kiel. „Sie hat gesehen, wie ein Mensch vier Reihen vor ihr auf jemanden eingestochen hat“, sagte die Mutter. Sie könne derzeit noch nicht mit ihrer Tochter sprechen, nur schreiben, sagte die sichtlich bewegte Frau. Die Tochter warte noch darauf, bei der Polizei eine Aussage zu machen. Die junge Frau sei zwar unverletzt. „Ich glaube aber, es geht ihr schlecht. Was sind das für Menschen, die so etwas machen?“, sagte die Mutter.

Am Nachmittag hatte die Polizei mehrere Anrufe von Fahrgästen aus dem Zug erhalten. Auf Benachrichtigung wurde der Zug gestoppt, worauf sich das Geschehen auf den Bahnsteig verlagert habe, so die Sprecherin. Dort sei der Täter festgesetzt worden, von wem könne sie noch nicht sagen. Der Mann, der mittelschwer verletzt sei, wurde demnach in ein Krankenhaus gebracht.

Das Verbrechen ereignete sich nach Angaben der Bundespolizei kurz vor 15.00 Uhr vor der Ankunft des Zuges im Bahnhof Brokstedt im Kreis Steinburg. Der Bahnhof wurde vorerst gesperrt. Brokstedt ist eine kleine Gemeinde an der Bahnlinie zwischen Elmshorn und Neumünster.

„Es ist ganz furchtbar. Wir sind alle völlig erschrocken und entsetzt, dass sowas passiert ist“, sagte die Innenministerin von Schleswig-Holstein, Sabine Sütterlin-Waack, dem NDR. Die Ministerin bekam die Nachricht im Landtag und beriet sich mit Ministerpräsident Daniel Günther. Sie traf noch am frühen Abend in Brokstedt ein.

Sie sei „in Gedanken bei den Familien und Angehörigen der Opfer“ und danke „den Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten, die den Täter festgenommen haben sowie allen Rettungskräften, die die Verletzten versorgt haben“, hieß es in einer Mitteilung ihres Ministeriums. Bundes- und Landespolizei arbeiteten eng zusammen. „Für mich steht fest, dass sich die entsetzliche Tat gegen jede Menschlichkeit richtet“, wurde Sütterlin-Waack in der Mitteilung zitiert.

Nach Angaben der Bahn war der Zugverkehr zwischen Flensburg und Hamburg sowie zwischen Kiel und Hamburg beeinträchtigt. Die Deutsche Bahn teilte am Abend mit: „Den Angehörigen der Opfer gehört unser tiefes Mitgefühl. Den Verletzten wünschen wir eine baldige und vollständige Genesung.“


dpa / EVN


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