Bayern will auf klimafreundliche Neigetechnikzüge setzen – ein Hersteller hat Interesse


MÜNCHEN | Die Bayerische Staatsregierung will auch in Zukunft auf Neigetechnikzüge setzen. Diese sollen aber mit Wasserstoff statt Diesel fahren. Mit der Neigetechnik können Triebwagen Gleisbögen – ähnlich wie ein Motorrad – schneller durchfahren, wodurch die Fahrzeit verkürzt wird.

Züge mit Neigetechnik sind im bayerischen Schienenpersonennahverkehr seit 1992 unterwegs und werden auf etwa 800 Kilometern im Allgäu und in Nordostbayern eingesetzt. Allerdings gibt es mit dem Triebwagen VT 612 deutschlandweit nur einen Fahrzeugtyp mit Neigetechnik, der mit Diesel fährt, nicht barrierefrei ist und auch nicht mehr produziert wird. Die Verkehrsverträge mit Neigetechnik laufen bis 2030 aus.

Da die betroffenen Strecken auch bis dahin nicht elektrifiziert sein werden, hat der Ministerrat nach Angaben des bayerischen Verkehrsministeriums nun die Grundsatzentscheidung für eine Fortführung der Neigetechnik getroffen. „Triebwagen ohne Neigetechnik, egal mit welchem Antrieb, sind auf diesen kurvenreichen Strecken keine Alternative“, sagte Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU). „Schon um fünf bis zehn Minuten längere Fahrzeiten würden vor allem im ländlichen Raum dazu führen, dass Fahrgäste ihre Anschlüsse nicht mehr erreichen. Wir wollen aber gerade Bus und Bahn noch attraktiver machen. Deswegen haben wir uns entschieden, auch in Zukunft auf die Neigetechnik zu setzen – unter modernen Vorzeichen.“

© Alstom / René Frampe

Auf nicht elektrifizierten Strecken seien laut Ministeriumsangaben konventionelle elektrische Fahrzeuge oder Akku-Hybrid-Züge keine Option. Vielversprechend seien dagegen Wasserstofffahrzeuge, die bereits auf dem Markt sind – allerdings noch ohne Neigetechnik. Mit Alstom habe ein Hersteller aber bereits Interesse daran signalisiert, einen Wasserstoffzug mit Neigetechnik zu entwickeln, heißt es. Mit derartigen Zügen würde der ländliche Nahverkehr auf der Schiene laut Bernreiter noch attraktiver.

Weiter erklärte der Minister: „Ein solches Fahrzeug wäre eine Weltneuheit und mit drei verschiedenen Antrieben gleichzeitig extrem flexibel einsetzbar: ausschließlich mit Wasserstoff, bei teilweiser Elektrifizierung mit Batteriestrom oder vollständig mit Strom aus der Oberleitung. Das ist besonders wichtig, weil noch nicht alle Strecken im Allgäu und in Nordostbayern elektrifiziert sind, wie etwa die Franken-Sachsen-Magistrale. Entwicklung und Betrieb eines solchen neuen Fahrzeugs sind zwar mit höheren Kosten verbunden, die sich niederschlagen werden, wenn wir ab Ende 2029 Verkehre mit dem neuen Fahrzeugtyp bestellen. Ein attraktiver Schienenpersonennahverkehr ist uns das aber Wert – schließlich leisten wir damit auch einen Beitrag zum Klimaschutz.“


EVN

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