Kein Zugverkehr in Österreich – Westbahn: Eisenbahninfrastruktur gehört in staatliche Hand


WIEN | Wegen Warnstreiks fahren an diesem Montag österreichweit keine Züge. Der private Bahnbetreiber Westbahn fordert eine Abtrennung der für Infrastruktur zuständigen ÖBB-Tochter.

Mitarbeitende des Bahnnetzbetreibers ÖBB Infrastruktur legen zu Wochenbeginn für 24 Stunden die Arbeit nieder. Die Gewerkschaft Vida hatte dazu aufgerufen. Nach Angaben der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) können dadurch ganztägig österreichweit und grenzüberschreitend keine Züge fahren. Westbahn-Chef Thomas Posch bezeichnete die Situation als „inakzeptabel“. Durch den Streik würden auch Kundinnen und Kunden von Mitbewerbern wie der Westbahn geschädigt, sagte er. Das Image des Schienenverkehrs werde durch den Streiktag „nachhaltig Schaden nehmen“, erklärte die Westbahn in einer Mitteilung vom Sonntag.

„Das vielgerühmte ‚Bahnland Österreich‘ muss in der Lage sein, den Betrieb für die Reisenden aufrecht zu erhalten, selbst wenn die Sozialpartner hart verhandeln. Mittels Infrastrukturbereitstellung durch eine staatliche Behörde, unabhängig von den ÖBB“, könnten Situationen wie der jetzige Streik künftig vermieden werden, erklärten die beiden Geschäftsführer der Westbahn, Florian Kazalek und Thomas Posch. Nötig sei eine „Entflechtung von Infrastruktur und Personenverkehr“.

Der ÖBB-Konkurrent fordert, dass die Eisenbahninfrastruktur in staatlicher Hand bleiben müsse. Nur so könne „aufgrund des vorhandenen Know-Hows, der nötigen Finanzkraft und langfristiger Stabilität der Auf- und Ausbau des Netzes für die Nutzung durch die Betreiber gewährleistet“ werden, hieß es.

Die Gewerkschaft Vida und die auf Arbeitgeberseite zuständige Wirtschaftskammer hatten ihre Tarifgespräche am Sonntagvormittag vorerst als gescheitert erklärt. Beide Seiten gaben sich gegenseitig die Schuld. Die Gewerkschaft will eine pauschale Lohnerhöhung von 400 Euro erreichen – was laut Arbeitnehmervertreter ein durchschnittliches Plus von etwa 12 Prozent bedeuten würde. Die Gegenseite bot zuletzt 8,4 Prozent.


EVN

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