Grüne in Niedersachsen: 1. Klasse im Nah- und Regionalverkehr abschaffen


HANNOVER | Die Grünen in Nieder­sachsen wollen die 1. Klasse in Zügen des Nah- und Regional­verkehrs abschaffen.

„Diese Zwei-Klassen-Einteilung der Bahn im Nah- und Regional­verkehr passt nicht mehr in die heutige Zeit“, sagte der Landeschef der Grünen, Hanso Janßen, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Ziel der Verkehrswende sei es, mehr Kapazitäten für Bahn­fahrende zu schaffen. Eine entsprechende Forderung ist auch im Grünen-Wahl­programm zur Landtags­wahl am 9. Oktober enthalten.

Es wirke „anachronistisch, wenn wir oftmals fast leere Waggons der Regional­bahnen durch die Gegend fahren, während gleichzeitig Abteile überfüllt sind.“ Auch Busse würden ohne 1. Klasse auskommen. Für Pendlerinnen und Pendler wäre die Abschaffung der 1. Klasse eine Erleichterung.

Bei der Abstimmung des Wahlprogramms auf dem Grünen-Landes­parteitag im Juni gab es durchaus andere Meinungen zu dem Thema. Einige Parteimitglieder befürchteten etwa, dass man damit gesell­schaftliche Gruppen ausschließen würde.

SPD-Verkehrspolitiker Christoph Bratmann zeigte sich offen für eine Debatte. „Um aber tatsächlich die Kapazitäten im Nahverkehr zu erhöhen, ist das einzige Mittel, mehr Züge einzusetzen.“ Durch eine Abschaffung der 1. Klasse würde sich das Platz­angebot nur unwesentlich erhöhen.

Die S-Bahn Hannover teilte auf Anfrage mit, dass in den deren Zügen einer Baureihe 180 Sitzplätze in der 2. Klasse und 12 Sitzplätze der 1. Klasse enthalten seien. Zudem stünden 14 Klappsitze und mehr als 200 Stehplätze zur Verfügung. In anderen Zügen, die ebenfalls eingesetzt werden, sei das Verhältnis zwischen 1. und 2. Klasse ähnlich.

Bislang wird die 1. Klasse im Nah- und Regional­verkehr mitunter freigegeben, wenn die 2. Klasse überfüllt ist. CDU-General­sekretär Sebastian Lechner sagte, diese Praxis müsse fortgeführt werden. Man respektiere den wirtschaft­lichen Nutzen einer ersten und zweiten Klasse in Nahverkehrszügen.

Die FDP sprach sich gegen eine Abschaffung der 1. Klasse aus. Dies würde die Sitzplatz­kapazität nur geringfügig erhöhen – notwendig wäre eine Verlängerung der Züge, erläuterte FDP-Spitzen­kandidat Stefan Birkner.

AfD-Spitzenkandidat Stefan Marzischewski bezeichnete die Frage als „überflüssige Diskussion“, solange es den Verantwort­lichen nicht gelinge, wenigstens die Minimal­forderungen umzusetzen – wie etwa eine höhere Pünkt­lichkeit. „Wenn es aus unternehmerischen Gesichts­punkten lohnt, eine erste Klasse beizubehalten, spricht wenig dagegen. In überfüllten Zügen muss sie aber umgehend für alle Reisenden geöffnet werden.“


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