Schleswig-Holstein: Pries für bessere Teilhabe Behinderter am Nahverkehr


KIEL | Schleswig-Holsteins Landes­beauftragte Michaela Pries hat sich für eine bessere Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am öffentlichen Nahverkehr stark gemacht.

Seit Einführung des 9-Euro-Tickets habe es zahlreiche Beschwerden gegeben, sagte Pries am Mittwoch nach einem Gespräch mit Vertretern der Bahn­unternehmen im Verkehrs­ministerium. Manche Betroffene hätten wegen der teils überfüllten Züge Angst gehabt, ihr Ziel nicht zu erreichen oder nicht wieder nach Hause zu kommen. In anderen Fällen habe es Probleme wegen des Gedränges an Bahnsteigen gegeben.

Problematisch ist auch, wenn barrierefreie Toiletten in Zügen nicht funktionieren oder es überhaupt keine an Bord gibt. “Das ist kein Zustand, das geht nicht”, sagte Pries. Am Bahnhof Husum funktioniere ein Aufzug seit drei Jahren nicht mehr, Behelfs­maßnahmen seien unbefriedigend. Als erste Schritte sollen die Auffindbarkeit von Sammel­stellen an Bahnhöfen verbessert und mobilitäts­eingeschränkten Menschen mehr Hilfe angeboten werden.

Nach Ansicht von Verkehrs­staats­sekretär Tobias von der Heide (CDU) dürften bei der Diskussion um eine Nachfolge­regelung für das Ende August auslaufende 9-Euro-Ticket die Belange bestimmter Gruppen nicht vernachlässigt werden. “Es geht am Ende nicht nur um den Tarif.”

Pries betonte, im Verhältnis zu anderen Ländern stehe Schleswig-Holstein beim Thema Barriere­freiheit relativ gut da. Bei Konzepten für die Zukunft des Nahverkehrs müsse aber an alle Bevölkerungs­gruppen gedacht werden. “Das 9 Euro-Ticket läuft zwar aus, aber die Mobilität auf der Schiene muss künftig für alle funktionieren.”

Eine Sprecherin der Deutschen Bahn verwies darauf, dass mittlerweile mehr als 90 Prozent der Reisenden bereits stufenlos bis zum Bahnsteig gelangten. Rund 70 Prozent der Fahrzeugflotte im Regionalverkehr sei an einer Bahnsteighöhe barrierefrei und für andere Bahnsteig­höhen zusätzlich mit fahrzeug­gebundener Ein- und Ausstiegs­hilfe ausgestattet. Zudem gebe es mehr als 1.100 mobile Hubgeräte, Rampen, Treppenlifte und Elektromobile.

Nach Angaben einer Sprecherin der Nahverkehrs­gesellschaft Nah.SH sind im Norden 78 Prozent aller Verkehrs­stationen barrierefrei ausgebaut. Bis 2025 soll der Wert auf 96 Prozent steigen.


dpa | Foto: DB AG / Pierre Adenis / Pries