Vorrang für Kohlezüge – Verband warnt vor neuer Belastung des Netzes


BERLIN | Der Interessenverband Allianz pro Schiene warnt angesichts eines möglichen Vorrangs von Kohletransporten auf der Schiene vor einer weiteren Überlastung des Netzes.

„Ein Vorrang für Kohletransporte ist für die ohnehin stark frequentierten Teile des Schienennetzes eine zusätzliche Herausforderung“, sagte Verbandsgeschäftsführer Dirk Flege der Deutschen Presse-Agentur.

Das jüngste Energiesicherungspaket von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat zum Ziel, Transportkapazitäten für Brennstoffversorgung auf der Schiene sicherzustellen. Um Gas einzusparen, sollen Steinkohlekraftwerke aus der Reserve geholt werden. Geplant ist dem Papier zufolge, dass in einem ersten Schritt kurzfristig die Nutzungsbedingungen des Schienennetzes angepasst werden, um Mineralöl- und Kohletransporte bei der Vergabe freier Trassen zu priorisieren.

„Bei der schwierigen Frage, welche Transporte gegebenenfalls weichen müssen, erwarten wir eine enge Einbeziehung der Branche“, betonte Flege. „Es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass es in den kommenden Monaten noch enger auf Deutschlands Schienennetz wird. Für die Pünktlichkeit der Personen- und Güterzüge bedeutet das nichts Gutes.“

Bei einer Bevorrechtigung von Kohletransporten hätten diese Züge auch Vorrang vor dem Personenverkehr. Die Wettbewerber der Deutschen Bahn im Güterverkehr sind indes skeptisch, ob eine solche Maßnahme schnell umgesetzt werden könnte. „Zumindest bis Mitte Dezember 2022 würde eine Bevorrechtigung bestehende Trassenverträge tangieren“, teilte Peter Westenberger, Hauptgeschäftsführer des Netzwerks Europäische Eisenbahnen (NEE) mit. Es brauche eine Änderung der Nutzungsbedingungen des Netzes, welche von der Bundesnetzagentur geprüft werden müsste.


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