Die Transdev GmbH, eines der größten privaten Anbieter von Bahn- und Busverkehren in Deutschland, beklagt seit August 2017 mehr als 5.000 sturmbedingte Zugausfälle. Der von der Deutschen Bahn kürzlich vorgestellte „Aktionsplan Vegetationsmanagement“ sei nach Ansicht von Transdev “nur ein längst überfälliger, aber nicht ausreichender erster Schritt hin zu einer modernen und verlässlichen Schieneninfrastruktur”.
„Sebastian“, „Xavier“, „Herwart“ und nun „Friederike“: Zum vierten Mal innerhalb von sechs Monaten standen am vergangenen Donnerstag (18. Januar 2018) sturmbedingt die Züge still, Tausende Fahrgäste strandeten deutschlandweit an überfüllten Bahnhöfen. Auch die Tochtergesellschaften der Transdev GmbH waren massiv betroffen. Nach Angaben des Unternehmens fielen daher mehr als 5.000 Züge bei den Bahnbetreibern HarzElbeExpress (HEX), Mitteldeutsche Regiobahn (MRB) und Nordwestbahn (NWB) aus. Am heftigsten wurde die NWB getroffen: Insgesamt 4.000 Fahrten konnten wegen der Stürme nicht durchgeführt werden, das entspricht 160.000 Zugkilometern, teilt Transdev mit.
“Das Schienennetz in Deutschland hat ein Problem. Der Grünschnitt wurde massiv vernachlässigt, so dass auch bei jahreszeittypischen Wetterereignissen umfangreiche Strecken wegen umstürzender Bäume gesperrt werden müssen. Denn natürlich steht die Sicherheit der Fahrgäste an erster Stelle”, sagte Christian Schreyer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Transdev GmbH.
In einer Pressemitteilung verweist das Unternehmen auf die Verantwortung des Schienennetzbetreibers: Betrieb und Instandhaltung des Schienennetzes sind in Deutschland Aufgabe der DB Netz AG, deren Kunden alle Bahnbetreiber sind, so Transdev. Und Schreyer fügt hinzu: „Der Aktionsplan von DB Netz kann nur ein allererster Schritt sein. Alle Fahrgäste in Deutschland sind darauf angewiesen, dass DB Netz eine verlässliche und sichere Infrastruktur zur Verfügung stellt.“ So solle die Sechs-Meter-Rückschnittszone von DB Netz im Fernverkehr umgesetzt werden, im Nahverkehr jedoch bisher nicht konsequent genug, so Schreyer. „Wir fordern deshalb mindestens die durchgängige Einhaltung und Überprüfung dieser Regel auch im Nahverkehr.“
Als Positivbeispiel, wie erfolgreiche Instandhaltung der Infrastruktur aussehen könne, führt das Unternehmen die Transdev-Tochter Württembergische Eisenbahn-Gesellschaft (WEG) an: Dort fahren die Züge fast ausschließlich auf dem eigenen Schienennetz. Bei keinem der vergangenen vier schweren Stürme sei es hier zu sturmbedingten Zugausfällen gekommen. Die Pünktlichkeitswerte bewegen sich hier eigenen Angaben zufolge zwischen 96 und 99 Prozent.
red/Transdev