Weiterhin fallen Züge aus, weil Personal in den Stellwerken in Hessen fehlt. Bis Ende des Jahres sollen nun Gegenmaßnahmen greifen.
Nach erneut zahlreichen Zugausfällen wegen unbesetzter Stellwerke in und um Frankfurt stellt die Deutsche Bahn Abhilfe bis Jahresende in Aussicht. Über Ausbildung und Quereinstieg würden neue Mitarbeitende gewonnen, teilte eine Bahnsprecherin auf Anfrage mit. Ende März habe eine neue Kampagne begonnen, um den Beruf des Zugverkehrssteuerers bekannter zu machen.
“Aufgrund des umfangreichen Maßnahmenpakets wird sich die Personalsituation in den kommenden Monaten sukzessive immer weiter stabilisieren, sodass bis Ende des Jahres wieder das volle Angebot im Knoten Frankfurt und im Regionalbereich Mitte insgesamt bereitgestellt werden kann”, sagte die Sprecherin. Der Regionalbereich Mitte umfasst Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland.
Es werde zudem weiter in moderne Stellwerke investiert, um die Mitarbeitenden effizienter einsetzen und den Zugverkehr verlässlicher steuern zu können. Die Sprecherin nannte das neue elektronische Stellwerk in Rüsselsheim, das Stellwerk Obere Lahn und die modernisierte Technik auf der Riedbahn als Beispiele.
Hälfte des Personals krank
Zuletzt hatte es größere Ausfälle wegen mangelnder Besetzung des Stellwerks Frankfurt Süd gegeben. “Auf diesem Stellwerk kam es an einigen Tagen Ende März zu einem außergewöhnlich hohen Krankenstand, wovon etwa die Hälfte der insgesamt 13 Mitarbeitenden betroffen war”, erklärte die Bahnsprecherin. Betroffen waren die Linien S3 bis S5, Fahrgäste mussten in Ersatzbusse umsteigen.
Weiterhin gilt auf mehreren Strecken ein reduzierter Fahrplan, weil Stellwerkspersonal fehlt. Betroffen sind unter anderem abendliche Verbindungen zwischen Mittelhessen und Frankfurt sowie zwischen Frankfurt und Nordbayern.

Fast jede zehnte Bahn fiel aus
Bei der S-Bahn Rhein-Main lag die Pünktlichkeit in den ersten drei Monaten 2025 bei 87 Prozent – das heißt, gut jede zehnte Bahn war mindestens sechs Minuten verspätet, wie der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) mitteilt. Fast jede zehnte Bahn fiel aus, die Zuverlässigkeit lag bei 91 Prozent. Dies sei weit unter dem angestrebten Niveau. Der RMV forderte, häufige und kurzfristige Einschränkungen aufgrund unzureichend besetzter Stellwerke schnellstmöglich abzustellen – spätestens aber bis Jahresende.
Der Fahrgastverband Pro Bahn sprach von den Folgen verfehlter Personalpolitik: “Die Erstausbildung hat nicht in dem Maße stattgefunden, wie es notwendig gewesen wäre”, sagt Klaus Zecher vom hessischen Landesverband. Die Bahn habe verstärkt auf Umschüler gesetzt, bei denen es aber eine sehr hohe Fluktuation gebe, unter anderem wegen der Arbeit im Schichtdienst.
Zu wenig Personalreserve
In der Folge sei die Reserve beim Personal zu knapp bemessen. Wenn dann eine Krankheitswelle komme, breche das ganze System zusammen, sagte Zecher. Dass Züge wegen unbesetzter Stellwerke ausfielen, sei ein ständiges Problem, auch weit über den Knoten Frankfurt hinaus. Zur Behebung sei mehr Ausbildung nötig, auch dezentral, damit Stellwerke auch jenseits von Frankfurt zuverlässig besetzt werden könnten.

dpa / EVN