Neuer GDL-Chef will künftig „mehr Botschaften setzen“


Der neue Chef der GDL, Mario Reiß, will die Lokführergewerkschaft künftig etwas anders positionieren als sein Vorgänger und die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit verändern.

Mario Reiß ist seit September Nachfolger von Claus Weselsky, dem früheren Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) erklärte Reiß nun, dass sich die Lokführergewerkschaft unter seiner Führung anders präsentieren wird. „Ich bin anders in der Kommunikation unterwegs und auch in meinem Auftreten“, sagte er.

Derzeit kenne man die GDL „nur im Konflikt“ von Tarifauseinandersetzungen. „Künftig wollen wir mehr Botschaften setzen und uns verantwortungsvoll um die vielfältigen Themen der Eisenbahn bemühen.“ Die Gewerkschaft wolle ihre politischen Kontakte nutzen, „um für mehr Aufklärung zu sorgen“, so der neue Vorsitzende. Aktuell würden Politiker „sehr einseitig vom Bahntower bespielt“. Hier wolle man „unterstützen“ und auch den eigenen „geballten Bahn-Fachverstand einbringen“.

Angesprochen auf die schlechte Infrastruktur der Deutschen Bahn, erklärte Reiß, dass das Konstrukt Aktiengesellschaft ein „grundlegendes Problem“ sei. „Denn das Aktienrecht lässt auch den Bund nicht überall reinschauen“, selbst Bundesvertreter im DB-Aufsichtsrat seien teilweise zur Verschwiegenheit verpflichtet. Sie dürften über bestimmte Informationen noch nicht mal in ihrem Ministerium offen sprechen.

Selbst die neue Infrastrukturgesellschaft InfraGO stehe weiter unter dem Dach der Deutschen Bahn AG. Sie müsse ihre Gewinne abführen. „Und wir sind in Sorge, dass das Geld nicht konzentriert in die Schiene fließt. Denn die Finanzierungskreisläufe sind so aufgebaut, dass bisher keiner nachvollziehen kann, welche Gelder wirklich im Schienensystem landen“, sagte Reiß dem RND. Man kämpfe weiter für eine neue Infrastrukturgesellschaft, in der alles gebündelt werde, was Infrastruktur ist – auch der Bereich Energie und die großen Güterbahnhöfe. Diese Gesellschaft sollte „etwa eine öffentliche GmbH“ sein, „dann könnte der Bund die Steuerungsprozesse vorgeben und auch wirklich überwachen.“


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