Streit um fränkisches Großprojekt – Abstimmung über Drei-Städte-Tram


ERLANGEN | Eine Tram soll künftig Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach verbinden. Doch Widerspruch aus einer der Städte könnte alles noch zu Fall bringen. Nun steht die entscheidende Abstimmung an.

Wird eines der größten Straßenbahn-Projekte Deutschlands wieder begraben? Um nichts weniger als diese Frage geht es beim Bürgerentscheid über die Stadt-Umland-Bahn in Erlangen (StUB) am kommenden Sonntag. Und so groß wie die Fallhöhe bei dem Projekt, so tief sind auch die Gräben zwischen Befürwortern und Gegnern. Sie verlaufen nicht nur mitten durch die Erlanger Stadtgesellschaft, sondern auch innerhalb der CSU.

Doch der Reihe nach. Ausgangspunkt der Abstimmung ist ein Nahverkehrsprojekt für die Metropolregion Nürnberg. Eine Straßenbahn soll künftig die Städte Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach verbinden. Denn die Region wächst und hat schon jetzt auf den Straßen regelmäßig mit Staus zu kämpfen. Kosten soll das Ganze rund 640 Millionen Euro – zu 90 Prozent getragen von Bund und Land.

Für die Spitzen der drei Städte ist deshalb klar: Die StUB soll und muss kommen. Hinter dem Projekt steht ein breites Bündnis aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik – darunter etwa die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und der Weltkonzern Siemens. Auch Ministerpräsident Markus Söder und Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) haben sich mehrfach deutlich für das Projekt ausgesprochen.

Doch vor allem die Erlanger CSU will die Umsetzung der Drei-Städte-Tram verhindern und wirbt vehement für eine Ablehnung. Die Argumente: zu große bauliche Eingriffe in Erlangen und zu hohe Kosten. Es habe sich gezeigt, dass die StUB mindestens 70 Prozent teurer werde als noch 2019 gedacht, sagt der stellvertretende CSU-Kreisvorsitzende Jörg Volleth. Aufgrund aufwendiger Ingenieurbauwerke für die StUB seien weitere Kostensteigerungen unvermeidlich, und andere wichtige Investitionen dann nicht mehr möglich, ist er überzeugt. Die Alternative soll aus seiner Sicht ein Ausbau des Busverkehrs sein. Bereits jetzt sieht die Erlanger CSU die Mehrheit auf ihrer Seite. Er gehe davon aus, dass das „Nein“ beim Bürgerentscheid gewinnen werde, sagt Volleth.

Eine solche Prognose möchte Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) nicht abgeben. Der Ausgang des Bürgerentscheids sei im Vorfeld nur sehr schwer einzuschätzen. Doch er macht klar: Sollten die Menschen in Erlangen mehrheitlich gegen die Stadt-Umland-Bahn stimmen, werde der dafür gegründete Zweckverband abgewickelt und das Projekt nicht weiterverfolgt.

Dabei wäre ein solcher „Rückzieher in letzter Sekunde ein Schaden für die ganze Region“, wie Ministerpräsident Söder Mitte Mai erklärt hatte. Denn Infrastruktur sei eine der wichtigsten Voraussetzungen für dauerhaften ökonomischen Erfolg. Und wer nicht investiere, falle zurück. „Wenn man diese Lebensader abwürgt, dann entsteht nichts außer Kleinteiligkeit“, sagte Söder.

Auch Innenminister Herrmann, bekanntermaßen Erlanger, stellte sich erneut demonstrativ hinter das Projekt. Er zeigte zwar Verständnis für Kritik an Details der geplanten Umsetzung. Doch am Ende müsse es um das große Ganze gehen. Die StUB werde den Weg für eine noch lebenswertere, attraktivere und wirtschaftsstärkere Metropolregion ebnen.

Bei einer ersten Abstimmung über die Aufnahme der Planungen hatten sich 2016 noch rund 60 Prozent der Menschen in Erlangen für die Drei-Städte-Tram ausgesprochen. Wie der Bürgerentscheid nun ausgehen wird, ist laut Beobachtern weiter offen. Sobald die Stimmzettel der Europawahl am Sonntag ausgezählt sind, werden sich die Blicke auf die StUB-Abstimmung richten. Nicht nur in Franken dürfte das Ergebnis aufmerksam verfolgt werden.


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dpa / EVN