BERLIN | 1,1 Milliarden Fahrten machten Fahrgäste im vergangenen Jahr mit den Bussen und Bahnen der Berliner Verkehrsbetriebe. Damit lag die Nachfrage wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie. Sie dürfte auch in diesem Jahr wachsen.
Vor allem dank des Deutschlandtickets sind im vergangenen Jahr wieder so viele Menschen in den Bussen und Bahnen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) unterwegs gewesen wie vor der Pandemie. 1,1 Milliarden Fahrten verzeichnete das landeseigene Unternehmen im Jahr 2023, wie aus dem aktuellen Geschäftsbericht hervorgeht, den BVG-Chef Henrik Falk und Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) am Freitag in Berlin präsentiert haben. «Das Vertrauen ist zurück», sagte Giffey als BVG-Aufsichtsratschefin im Anschluss an eine Sitzung des Gremiums.
Hauptgrund für die deutlich gestiegene Nachfrage war das 49-Euro-Abo für den öffentlichen Personennahverkehr. Rund 1,2 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten hatte das Unternehmen eigenen Angaben zufolge im vergangenen Jahr. Rund die Hälfte davon waren Inhaberinnen und Inhaber des Deutschlandtickets. Insgesamt stieg die Zahl der Abo-Kunden um 150 000 im Vergleich zum Vorjahr.
Ab Juli soll das sogenannte Berlin-Ticket die Nachfrage noch weiter ankurbeln. Das Abo kostet 29 Euro im Monat und gilt lediglich für die Tarifbereiche A und B. Nur wenige Tage seit dem Vorverkaufsstart des 29-Euro-Tickets für den Nahverkehr in Berlin am vergangenen Dienstag sind bereits rund 22 000 der Abos verkauft worden.
Bei rund 15 Prozent davon handele es sich um neue Kundinnen und Kunden, die vorher kein Abo für den öffentlichen Personennahverkehr in der Hauptstadt besessen hätten, sagte Giffey. Drei Viertel der Käuferinnen und Käufer seien hingegen von einem bestehenden Abo auf das günstigere Angebot gewechselt. Die Verkaufszahlen beziehen sich auf die BVG und die Berliner S-Bahn.
Doch das neue Angebot hat viele Kritiker. Die Verkehrsbranche und einige andere Bundesländer befürchten, dass es die Nachfrage nach dem bundesweiten Deutschlandticket untergräbt. Der Senat finanziert das Angebot mit zusätzlichen 300 Millionen Euro pro Jahr. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) kritisierte kürzlich, dass das Geld künftig für Investitionen in den ÖPNV, für Instandhaltung und Ausbau fehlen werde.
In der Tat haben die Kapazitäten bei der BVG mit der gestiegenen Nachfrage zuletzt nur bedingt mithalten können. Zwar hat die BVG seit der Corona-Krise ihr Angebot sowohl im U-Bahn-, Bus- und Tramverkehr ausgeweitet. Doch im Vergleich zum Vorjahr stagnierte das Angebot. Bei der U-Bahn ging es sogar etwas zurück.
Ein Grund ist vor allem die dünne Personaldecke. Zwar konnte das Unternehmen im vergangenen Jahr die Beschäftigtenzahl im Saldo um knapp 300 steigern. Doch es fehlt weiter vor allem an Fahrerinnen und Fahrern.
Der BVG-Aufsichtsrat stimmte am Freitag einer Maßnahme zu, mit der auch bei gleichbleibendem Personal die Kapazitäten langfristig um bis zu 30 Prozent steigen sollen: Auf den U-Bahnlinien U5 und U8 sollen in den nächsten Jahren neue digitale Überwachungssysteme einen teilautonomen U-Bahnverkehr ermöglichen.
Die sogenannte Communication-Based Train Control (CBTC) soll die digitale Kommunikation zwischen Infrastruktur und Fahrzeugen ermöglichen. Zwar werden die Fahrzeuge mit dieser Technik weiterhin von Fahrerinnen und Fahrern gesteuert. Doch müssen sie nicht mehr etwa manuell den Abstand zum vorausfahrenden Zug halten. Bis dahin wird allerdings noch einige Zeit vergehen: Die Technik soll 2029 auf der U5 eingeführt werden und 2032 auf der U8.
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dpa