BERLIN | Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, hat Kritik am neuen Bahnstreik zurückgewiesen. Zuvor hatte er einen Vermittlervorschlag im Tarifkonflikt falsch wiedergegeben.
“Ich weiß nicht, wie viele Menschen es in diesem Land gibt, die noch nie einen kleinen Fehler gemacht haben”, sagte Weselsky am Mittwochabend in den Tagesthemen. Er habe in der Pressekonferenz, die live war, auf eine Nachfrage zum Vorschlag der Schlichter, “dasselbe wiederholt, was die ganze Zeit die Bahn angeboten hat”. Stattdessen warf er dem Personalvorstand der Deutschen Bahn, Martin Seiler, Täuschung vor. “Er hat nicht ein einziges Mal diese zwei Stunden angeboten”, sagte Weselsky, “so wie er behauptet in der Öffentlichkeit.” Seiler hätte nur eine Stunde Absenkung angeboten und eine halbe Stunde Wahlmodell. “Das nenne ich einfach tricksen, täuschen, Taschen füllen”, so der GDL-Chef weiter.
Weselsky zufolge sei die 35-Stunden-Woche „machbar, zwar zeitversetzt und in einer Treppe”, aber die Deutsche Bahn, „die sich sonst immer brüstet mit 25.000 Einstellungen, stellt sich hin und sagt: ‘Das geht nicht’ – und das ist Lug und Trug.”
Im Februar hatten Bahn und GDL vier Wochen lang hinter verschlossenen Türen zusammengesessen, um einen Kompromiss zu finden. Dabei wurden zwei externe Vermittler hinzugerufen: Der frühere Bundesminister Thomas de Maizière und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (beide CDU) moderierten die Verhandlungen. Hauptknackpunkt der Gespräche war die Kernforderung der GDL nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter bei vollem Lohnausgleich.
GDL-Chef Weselsky sagte einen geplanten Auftritt vor Gewerkschaftsmitgliedern in Wuppertal am Mittwoch ab. Stattdessen verteidigte sein Stellvertreter, Mario Reiß, die Forderungen der Gewerkschaft. „Es ist falsch, wenn da draußen jemand tönt, dass wir dem Arbeitgeber nicht entgegenkommen“, sagte Reiß. Die GDL-Verhandler seien etwa bereit gewesen, bei den Entgeltforderungen von 555 Euro mehr pro Monat auf 420 Euro pro Monat herunterzugehen. In dieser Höhe habe die GDL auch schon Abschlüsse mit 28 anderen Eisenbahnunternehmen erzielt. Dort sei auch die 35-Stunden-Woche verankert.
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EVN / dpa