Zweite S-Bahn-Stammstrecke München – Transparenz soll im Vertrag festgeschrieben werden


MÜNCHEN | Im Ringen um den Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke in München soll ein transparenter Umgang mit dem Mammutprojekt im Bau- und Finanzierungsvertrag festgeschrieben werden.

Derzeit liefen die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn zum fünften Nachtrag der Vereinbarung, sagte ein Vertreter des Bayerischen Verkehrs- und Bauministeriums am Dienstag in München. In diesem Nachtrag sollten genau diese Punkte schriftlich fixiert werden, damit man die Bahn dann auch festnageln könne.

2022 waren massive Kostensteigerungen und deutliche Verzögerungen bekanntgeworden. Statt 3,8 Milliarden war plötzlich von 7,049 Milliarden Euro die Rede und der Termin der Fertigstellung rückte von 2028 ins Jahr 2035, womöglich gar ins Jahr 2037. Seitdem wird darüber diskutiert, seit wann die Staatsregierung Bescheid weiß und ob die Fakten möglicherweise aus wahltaktischen Gründen geheim gehalten wurden.

Im parlamentarischen Unterausschuss „Zukunft Stammstrecke“ erklärte ein Ministeriumsvertreter nun, die Bahn habe noch 2019 erklärt, die Umplanungen bei der Stammstrecke seien kostenneutral und führten nur zu einer Verschiebung von zwei Jahren bis 2028. Belastbare zahlen habe die Deutsche Bahn erst im September 2022 genannt. Die Umplanungen waren unter anderem erfolgt, um Vorbereitungen für den späteren Bau der neuen U-Bahnlinie 9 zu treffen. Baubegleiter Wolfang Rauscher wies auf die enorme Komplexität des geänderten Vorhabens hin. Das sei dadurch eine ganz andere Maßnahme geworden.

Mit dem Bau einer zweiten Tunnelröhre durch die Münchner Innenstadt soll die bisherige Strecke entlastet werden. Das 1972 eröffnete S-Bahn-Netz war damals auf 240.000 Fahrgäste pro Werktag ausgerichtet. Mittlerweile sind es rund 950.000. Da sämtliche Linien durch dieselbe Tunnelröhre fahren, kommt es oft zu Störungen, mitunter steht alles still. Die zweite Strecke soll hier Entlastung bringen.


dpa / EVN