BERLIN | Vertreter der Bus- und Bahnbranche sowie die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) haben sich am Donnerstag gemeinsam mit Verkehrsminister Volker Wissing getroffen, um über aktuelle Themen der Verkehrspolitik zu sprechen.
Gegenüber dem FDP-Politiker machte die Gewerkschaft deutlich, dass man das Deutschlandticket „ausdrücklich“ begrüße und auf einen Erfolg hoffe. Allerdings müssten dafür auch „die Voraussetzungen und die Rahmenbedingungen stimmen“, sagte der EVG-Vorsitzende Martin Burkert. „Wenn es richtig gemacht wird, kann das 49-Euro-Ticket einen echten Schub für die sozial-ökologische Verkehrswende bringen. Dafür muss der ÖPNV vor allem langfristig finanziert und ausgebaut werden.“ Nötig seien dafür allerdings deutlich höhere Finanzmittel, „damit eine Angebotsausweitung mit mehr Personal und Fahrzeugen möglich ist“.
Vertreter von DB Regio, DB Station&Service, DB Sicherheit und DB Services, Transdev, NETINERA und DB RegioBus waren bei dem Termin ebenfalls anwesend. Mit Blick auf das 9-Euro-Ticket aus dem vergangenen Sommer wurde betont, dass die günstige Sonderfahrkarte „Fluch und Segen zugleich“ gewesen sei. Fluch, „weil wir viel zu wenig Personal hatten für die überfüllten Züge und Bahnhöfe; und Segen, weil es mehr Menschen in die Züge gelockt hat – auch Menschen, die vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben mit der Bahn gefahren sind“, sagte eine Bahnmitarbeiterin laut Mitteilung.
Wie der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates von DB Regio, Ralf Damde, erklärte, müsse an mehreren Punkten nachgesteuert werden: „Wir haben aktuell ein Personalthema, ein Fahrzeugthema und ein Infrastrukturthema.“ Er schlug unter anderem einen Fahrzeugpool vor, aus dem die Verkehrsunternehmen Fahrzeuge beziehen könnten, um Lastspitzen zu bewältigen. Ebenfalls sollten Beschäftigte im Personennahverkehr als Zeichen der Wertschätzung das 49-Euro-Ticket kostenlos erhalten, so Damde weiter.
Vertreter der Nichtbundeseigenen Bahnen (NE-Bahnen) machten hingegen auf die finanzielle Situation aufmerksam. Problematisch seien hier insbesondere die sogenannten Nettoverträge, bei denen die Eisenbahnunternehmen sich vor allem aus den Fahreinnahmen finanzieren, so Torsten Leuschner, Vorsitzender des Teil-Konzernbetriebsrats Transdev. Von Thomas Pfeifer, Sprecher der Zentralen Fachgruppe NE-Bahnen, kam die Forderung nach zusätzlichen Geldern für mehr Sicherheit: unter anderem für Bodycams, Doppelbesetzung der Züge und Deeskalationstrainings.
Heike Moll, Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats DB Station&Service, thematisierte die Situation an Bahnhöfen in hochfrequentierten Zeiten: insbesondere für mobilitätseingeschränkte Personen sei das Reisen dann kaum möglich. Grundsätzlich werde mehr Personal an den Stationen benötigt – auch aus Sicherheitsgründen. Die mangelnde Sicherheit sei von allen Bereichen angesprochen worden. Es gelte diese zum Schutz der Beschäftigten und Reisenden zu verbessern, hieß es.
Wissing habe sich ausdrücklich für die Inneneinblicke in den Alltag der Verkehrsbetreiber bedankt, erklärte die Gewerkschaft. Vieles habe er „so noch nicht gesehen“, sagte der Minister laut Mitteilung. Er habe angeboten, den Dialog weiter fortzusetzen.
EVN