Bundesregierung erwartet Zugausfälle im Personenverkehr wegen Kohletransporten


BERLIN | Fahrgäste im Personen­verkehr müssen sich wohl auf weitere Verspätungen und Zug­ausfälle einstellen. Grund ist die von der Bundes­regierung geplante Vorfahrt für Güter­züge, die Kohle, Gas oder Öl geladen haben.

In einem Entwurf für eine Verordnung der Bundes­regierung zur Priorisierung der Güterzüge heißt es, die Bürger seien von den Plänen gegebenenfalls “durch den Ausfall von Schienen­personen­verkehren betroffen, die aufgrund der vorrangigen Abwicklung von Energie­transporten auf der Schiene ersatzlos ausfallen beziehungs­weise zeitlich verschoben werden müssen”. Die Vorlage werde in der jetzigen Form auch angesichts punktueller Vorbehalte zeitnah verabschiedet, hieß es in Regierungs­kreisen. Der Druck, die Kohle­transporte voll auf die Schiene zu bringen, sei groß, sagte ein Regierungs­mitglied der Welt.

Das Echo in Bahn­kreisen auf die Pläne ist kritisch. “Mit dieser Verordnung soll nun geregelt werden, was längst überfällig ist, nämlich dass genug Wagen, Personal und die Kapazitäten auf dem Schienen­netz für solche Transporte vorhanden sind”, kritisierte der Chef der Eisenbahn- und Verkehrs­gewerkschaft (EVG), Klaus-Dieter Hommel. “Auf Strecken­abschnitten, die jetzt schon zu 100 Prozent ausgelastet sind, wird das mit einer Priorisierung des Güter­verkehrs nichts werden.”

Karl-Peter Naumann, Ehren­vorsitzender des Fahrgast­verbandes Pro Bahn, sagte: “Eine gesicherte Energie­versorgung ist wichtig, aber einen Vorrang für Güterzüge muss man sorgfältiger planen, dafür sind entsprechende Fahrpläne auszuarbeiten.” Geringe Verspätungen einzelner Züge seien kein Problem: “Was anderes ist es, wenn Pendler wegen Kohle­zügen ihren Anschluss verpassen und eine Stunde auf den nächsten Zug warten müssen.”


EVN / dts Nachrichtenagentur | Foto: DB AG / Volker Emersleben