Aus Zug geworfen: Bundespolizisten holen Rollstuhlfahrerin „gewaltsam“ aus ICE


GÖTTINGEN | Weil kein Rollstuhlplatz zur Verfügung gestanden habe, ist die Umweltaktivistin Cécile Lecomte aus einem ICE geworfen worden. Dabei kamen auch Beamte der Bundespolizei zum Einsatz, die die Frau aus dem Zug brachten. Sie selbst sprach von „Polizeigewalt“.

  aktualisiert  

Die 40-Jährige äußerte sich über Twitter entsetzt, dass sie in Göttingen vom Zugpersonal mit Unterstützung der Bundespolizei vor die Tür gesetzt wurde. „Der Rausschmiss war filmreif. Polizei hat Rollstuhl aus dem Zug getragen und ich wurde aus dem Zug geschleift. An meinen Rheumakranken Gelenken dabei angefasst, welche Vorerkrankung ich habe ob und wie ich schmerzfrei angefasst werden wurde nicht gefragt“, schrieb sie in ihrem Social-Media-Kanal.

Lecomte warf der Bahn vor, dass das Unternehmen Rollstuhlfahrer nicht befördern wolle – ihre Züge seien nicht barrierefrei, schimpfte die Aktivistin lautstark in einem am Montag veröffentlichten Video.

Später habe sie ihre Fahrt fortsetzen können. Bei ihrer Weiterreise in einem anderen ICE seien die Mitarbeitenden diesmal „sehr freundlich“ gewesen, führte sie aus.

Wie sich der Vorfall aus Sicht der Deutschen Bahn und der Bundespolizei abspielte, bliebt zunächst unklar. Auf Anfrage teilte eine Bahnsprecherin am Dienstagabend mit, dass man sich bereits mit der Frau in Verbindung gesetzt habe. Weitere Informationen wolle die Bahn am Mittwoch dazu mitteilen.

Der Kundendialog der Deutschen Bahn schrieb später via Twitter an Lecomte, dass die Schilderungen „betroffen gemacht“ hätten. „Toleranz und Respekt sind Grundwerte der Deutschen Bahn. Diskriminierungen jeglicher Art widersprechen unseren Unternehmenswerten.“ Um den Ereignishergang genau zu prüfen und aufzuklären, hoffe man auf die Mithilfe der Betroffenen.

Ein Sprecher der Bundespolizei erklärte am Mittwoch auf telefonische Nachfrage, dass man derzeit an der Aufklärung des Vorfalls arbeite. Dazu müssten aber zunächst alle Beteiligten angehört werden, hieß es. Eine Erklärung seitens der Behörde solle dann folgen.

https://twitter.com/HoernchenCecile/status/1554134094816190466


letzte Aktualisierung: 3. August 2022, 15:11 Uhr | EVN | Foto: Twitter