Trotz 9-Euro-Ticket: Auch normale Monatskarten werden weiter gekauft


HANNOVER | Für 9 Euro pro Monat durch ganz Deutschland – dieses Angebot hat viele Menschen überzeugt. Aber offensichtlich nicht alle. Auch normale Monatskarten werden weiterhin gekauft. Warum nur?

Das 9-Euro-Ticket ist beliebt – trotzdem sind im Raum Hannover im Juni rund 1.800 teurere Monatskarten verkauft worden. Das sei „erstaunlich“, sagte der Sprecher des Verkehrsverbundes Großraum-Verkehr Hannover (GVH), Tolga Otkun, der Deutschen Presse-Agentur. Es müsse sich um eine Klientel handeln, der das 9-Euro-Ticket entgangen sei: „Da schläft jemand gewaltig.“ Von den 1.800 Monatskarten seien 1.500 Jugendnetzkarten für 15 Euro, mit denen Jugendliche unabhängig von den Tarifzonen fahren könnten. In diesen Fällen sei der Preisunterschied nicht so groß. Kunden, die ihren Fehler bemerkten, werde die Differenz zum 9-Euro-Ticket erstattet.

Bei Jahreskarten oder Abonnenten von Monatskarten werde das zuviel gezahlte Geld zurückerstattet oder gar nicht erst abgebucht, erklärte Otkun. Auch wer im Kundencenter einen Fahrschein kaufe, werde auf das 9-Euro-Ticket hingewiesen. Das gelte auch für die Automaten, allerdings sei dort das ganze normale Fahrscheinsortiment noch vorhanden. Es sei technisch aufwendig, die Monatskarten für drei Monate abzuschalten. Das 9-Euro-Ticket berechtigt Käufer, für jeweils 9 Euro in den Monaten Juni, Juli oder August im Nahverkehr durch ganz Deutschland zu fahren.

Die GVH-Monatskarten kosten nach Angaben des Sprechers je nach Tarifzone zwischen 36,30 Euro und 97,80 Euro. Immerhin rund 300 Menschen haben sich damit im Juni für das deutlich teurere Monatsticket entschieden. Nach einem Bericht der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung haben etwa die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) im Juni Tausende von Monatskarten verkauft. Auch teils teurere Einzelfahrkarten seien im mittleren fünfstelligen Bereich verkauft worden.

Nach Angaben des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) wurden bundesweit im Juni rund 21 Millionen der Sonderfahrkarten verkauft. „Zusammen mit den etwa zehn Millionen Abonnentinnen und Abonnenten, die das vergünstigte Ticket automatisch erhalten, ist damit die vorher von der Branche kalkulierte Zahl von 30 Millionen Tickets pro Monat nicht nur erreicht, sondern sogar leicht überschritten worden“, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann. Umfragen des Verbandes zufolge sollen die Menschen auch für Juli eine ähnlich hohe Kaufbereitschaft signalisiert haben.

Die Bremer Straßenbahn AG verkaufte im Juni 129.000 Tickets zum Preis von 9 Euro. „Alle Abo-Karten, die abgebucht werden, haben wir automatisch umgestellt“, so BSAG-Sprecher Andreas Holling. Er gehe davon aus, dass die Zahl der Kunden, die trotz des 9-Euro-Ticket-Angebots etwa am Automaten oder im Kundenzentrum reguläre Monatstickets gekauft hätten, gering sei. Bei der BASG seien bislang im Mai und auch im Juni 40 Tickets ganz oder teilweise in 9-Euro-Tickts umgetauscht worden.

Erster Monat mit 9-Euro-Ticket geht zu Ende – 21 Millionen verkaufte Fahrkarten


dpa | Foto: Üstra