Sicherheitsvorschriften nach Zwangsbremsung missachtet – Wie lassen sich Zugunglücke verhindern?


BONN | Nach Einschätzung der Eisenbahnunfallermittler des Bundes sind weitere Sicherheitsmaßnahmen erforderlich, um Zugunglücke wie vor gut vier Monaten bei Schäftlarn oder 2014 in Mannheim zu verhindern.

Laut den Unfallermittlern seien die bisherigen Maßnahmen zur Vermeidung schwerwiegender Fehlhandlungen des Bahnpersonals zwar sinnvoll, aber nicht ausreichend. Im zuletzt veröffentlichten Zwischenbericht zum Zugunglück zweier S-Bahn-Züge am 14. Februar 2022 verweist die Bundesstelle für Eisenbahn­unfall­untersuchung (BEU) auf vergleichbare Situationen, bei denen es kurz zuvor ebenfalls zu einer Zwangsbremsung kam.

Neben dem Unfall im oberbayerischen Schäftlarn erinnert die Behörde an die Kollision eines Güterzuges mit einem Eurocity am 1. August 2014. In beiden Fällen hatten sich die Lokführer aus den vorausgegangenen Zwangs­bremsungen – die infolge der Missachtung von Haltsignalen durch die Zugsicherung PZB ausgelöst wurden – befreit und anschließend die Fahrt fortgesetzt. Die vorgeschriebene Rücksprache mit dem zuständigen Fahrdienstleiter im Stellwerk erfolgte nicht. Außerdem nahm die BEU auf einen Beinaheunfall Bezug, bei dem am 23. April 2022 ein Zusammenprall zweier Züge im Hauptbahnhof Hanau nur durch das sofortige Absetzen eines Nothaltauftrages durch den zuständigen Fahrdienstleiter verhindert werden konnte. Auch hier sei einer der beiden Lokführer unzulässig an einem Halt zeigenden Hauptsignal vorbeigefahren und löste dann seine Zwangsbremsung wieder auf.

“Es wird empfohlen im Sicherheits­management­system der Eisenbahnen Prozesse zu entwickeln beziehungs­weise zu verbessern, mit denen sich die Wirksamkeit der Einhaltung der Regeln nach Eintreten einer PZB-Zwangsbremsung effektiv überprüfen lassen“, schreibt die Behörde. Die Fahrzeugtechnik sollte auch so erweitert werden, dass Lokführern nach Eintritt einer solchen Zwangsbremsung ein angemessener Zeitraum zum Nachdenken und Handeln bleibe, heißt es weiter.

Missachtung von Sicherheitsvorschriften führte zur Zugkollision bei Schäftlarn


EVN | Foto: BEU (Archiv)