Missachtung von Sicherheitsvorschriften führte zur Zugkollision bei Schäftlarn


SCHÄFTLARN | Die Kollision zweier S-Bahn-Züge am 14. Februar 2022 bei Schäftlarn im Landkreis München ist offenbar auf menschliches Versagen zurückzuführen.

Wie aus dem Zwischenbericht der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU) hervor geht, hatte der Lokführer von Zug S 6785 das haltzeigende Ausfahrsignal im Bahnhof Ebenhausen-Schäftlarn missachtet. Aus der anschließenden Zwangsbremsung – ausgelöst durch die Zugsicherung PZB und eine 2000 Hz Beeinflussung am Signal – befreite sich der Lokführer und setzte seine Fahrt fort. Eine vorgeschriebene Rücksprache mit dem Fahrdienstleiter erfolgte nicht. Bei Streckenkilometer 17,76 kollidierte die S-Bahn schließlich mit dem stehenden Zug S 6776.

Für die zweite S-Bahn, die in die Gegenrichtung auf dem eingleisigen Streckenabschnitt unterwegs war, fiel das zunächst auf Fahrt stehende Einfahrsignal infolge des Gegenzugs auf Halt. Der Lokführer von S 6776 leitete daraufhin eine Schnellbremsung ein und kam zum Stehen.

Dem Bericht zufolge ergab die Auswertung der elektronischen Fahrtenregistrierung zudem, dass Zug S 6785 bereits vor dem Bahnhof Ebenhausen-Schäftlarn eine Zwangsbremsung in Folge der Überschreitung einer Überwachungsgeschwindigkeit erhielt. Der Lokführer löste auch dort die Zwangsbremsung auf und setzte seine Fahrt nach einer kurzen Standzeit ohne Verständigung mit dem Fahrdienstleiter fort.

Neben den Unfallermittlern der BEU wird das Zugunglück auch durch die Staatsanwaltschaft München I untersucht. Eine Behördensprecherin wollte sich unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht zu dem Zwischenbericht äußern, wie der Spiegel berichtete. Allerdings wurde bestätigt, dass im Zusammenhang mit dem Unfall gegen einen Beschuldigten wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Tötung, fahrlässigen Körperverletzung und der Gefährdung des Bahnverkehrs ermittelt werde.

Bei der Zugkollision kam ein Mensch ums Leben, 57 Personen wurden verletzt, zehn davon schwer. An den Fahrzeugen und an der Infrastruktur entstand erheblicher Sachschaden, der noch nicht vollumfänglich beziffert werden konnte.


EVN | Foto: Feuerwehr