Johnson warnt streikende Bahnbeschäftigte vor zu hohen Forderungen


LONDON | Der britische Premier Boris Johnson hat die streikenden britischen Bahnbeschäftigten vor aus seiner Sicht überzogenen Gehaltsforderungen gewarnt.

Erhöhungen, die den Anstieg der Lebenshaltungskosten ausgleichen, seien „derzeit nicht flächendeckend machbar“, sagte der Regierungschef am Dienstag in London. Die Bahngewerkschaft RMT fordert sieben Prozent mehr Geld, derzeit liegt das Angebot der Arbeitgeber bei drei Prozent.

Zehntausende Angestellte wollten nicht nur am Dienstag, sondern auch Donnerstag und Samstag ihre Arbeit niederlegen. Am Dienstag streikten auch die Angestellten der Londoner U-Bahn. Viele üblicherweise volle Bahnhöfe waren am Dienstagmorgen bis auf einige Streikposten fast verwaist, da nur rund ein Fünftel der Züge planmäßig fuhren, wie britische Medien berichteten. In mehreren Städten bildeten sich Staus, weil viele Pendler aufs Auto umstiegen. Etliche entschieden sich jedoch wohl auch dafür, von zuhause aus zu arbeiten.

Die konservative Regierung um Premier Johnson verurteilte die Streiks als „falsch und unnötig“. Johnson warf den Gewerkschaften vor, mit ihren Aktionen genau den Menschen zu schaden, denen sie eigentlich helfen sollten.

Andrew Haines, der Chef des Bahninfrastrukturbetreibers Network Rail, entschuldigte sich im BBC-Interview bei den Zehntausenden Fahrgästen, die in dieser Woche auf andere Verkehrsmittel ausweichen müssen. Die Verbindungen von rund einem Dutzend der Zugbetreiber fielen aus.

Der Gewerkschafter John Leach betonte jedoch im Interview mit dem Sender TalkTV: „Wir können uns nicht auf etwas einlassen, das fast acht Prozent der Inflation hinterher hinkt – das ist absolut inakzeptabel.“ Natürlich bedauere man die Störungen und Unannehmlichkeiten für die Passagiere.


EVN / dpa | Foto: Network Rail / Imago