Mobilitätsexpertin wünscht sich Klimaticket wie in Österreich


HAMBURG | Die Mobilitätsexpertin Katja Diehl bewertet das von Juni bis August angebotene 9-Euro-Ticket grundsätzlich als positiven Schritt. Allerdings würde sie sich ein Klimaticket – wie es in Österreich erhältlich ist – auch für Deutschland wünschen.

Diehl gefalle, dass das bundesweit gültige Monatsticket zum Preis von 9 Euro derzeit in aller Munde sei, sagte die Mobilitätsexpertin dem Nachrichtenportal Watson. Positiv sei das Flatrate-Konzept, bei dem man sich nicht vor jeder Fahrt Gedanken um die Tickets machen müsse. Sie glaube aber nicht, „dass es die Alltagsmobilität verändern wird.“

In Österreich gebe es bereits das Klimaticket, eine Jahresfahrkarte, mit der alle öffentlichen Verkehrsmittel des Landes nutzbar sind: „Das ist eine Flatrate, bei der Seniorinnen und Senioren, Familien und Menschen, die sozial schwächer gestellt sind, günstigere Preismodelle haben.“ Solch ein Angebot wünsche sich Diehl auch für Deutschland.

Menschen, die sonst nur das Auto nutzen, könnten dabei feststellen: „Cool, ich kann im Zug spazieren gehen. Ich kann essen, ich kann schlafen und ich kann auf Toilette gehen. Man hat Zeit für sich gewonnen. Fährt man selbst Auto, geht das nicht. Es war eine Einladung – und in Deutschland vermisse ich ansonsten eine solche Einladung, anders mobil zu sein.“

Beim Ausbau der Mobilität sei es zudem essenziell, auch an Menschen mit eingeschränkter Barrierefreiheit zu denken: „Das Wichtigste ist, die Gesellschaft an die Tische der Entscheidung zu bringen“, fordert Diehl. So gebe es derzeit in ICEs der Deutschen Bahn lediglich eine barrierefreie Toilette. Ist diese defekt, dürften Menschen im Rollstuhl nicht mitfahren. „Es kann nicht sein, dass es 2022 noch solche Probleme bei der Barrierefreiheit gibt, schließlich werden wir ja auch alle alt. Irgendwann haben wir alle einen Rollator und sind froh, wenn da keine Stufen mehr sind.“


EVN / dts Nachrichtenagentur | Foto: DB AG / Christian Bedeschinski