BERLIN | Die Bahnindustrie hat die Folgen der Corona-Krise im vergangenen Jahr mit einem Rekordumsatz hinter sich gelassen – doch der Krieg in der Ukraine belastet die Lieferketten und ausbleibende Investitionen gefährden aus Sicht der Branche die Ausbauziele des Bundes.
Vor allem dank eines wieder anziehenden Auslandsgeschäfts hat die Industrie im vergangenen Jahr Erlöse in Höhe von knapp 13 Milliarden Euro eingefahren, wie der Verband der Bahnindustrie (VDB) am Mittwoch mitteilte. Das waren drei Prozent mehr als im Vorjahr. Auch die Auftragsbücher waren so gut gefüllt wie noch nie.
Drei Viertel des Umsatzes ging auf den Bau von Lokomotiven, Zügen und Zugkomponenten zurück. Das waren allerdings rund zwei Prozent weniger als noch 2020. Dafür zog das Geschäft mit dem Ausbau von Bahninfrastruktur deutlich an. Hier stiegen die Umsätze um rund 18 Prozent auf knapp vier Milliarden Euro.
“Die Bahnindustrie erlebt nach der Pandemie einen Nachholeffekt”, sagte VDB-Präsident Andre Rodenbeck zur Jahresbilanz. “Verschobene Projekte werden wieder aufgenommen. Aufträge, die auf Eis gelegt wurden, laufen wieder an.”
Mit Blick auf den Ukraine-Krieg wisse die Branche aber auch, “dass die letzten Monate weitreichende Folgen für die Bahnindustrie haben”. So würden die globalen Lieferketten in Folge der Pandemie sowie des russischen Angriffskriegs “durch unabwendbare Kostenanstiege und präzedenzlose Nichtlieferbarkeiten massiv beeinträchtigt”.
Unabhängig sieht der Verband zudem die Ziele der Bundesregierung für den Schienenausbau in Gefahr. Es fehle vor allem an Investitionen. Allein für die angestrebte vollständige Digitalisierung der Infrastruktur bis 2035 brauche es jährliche Mittel von zwei Milliarden Euro. “In Investitionen für eine intelligente Schieneninfrastruktur fließt nach aktuellem Bundeshaushalt jährlich davon nicht einmal die Hälfte”, sagte Rodenbeck.