Nachtzüge: Reisen von Rheinland-Pfalz in europäische Metropolen


Einmal schlafen und in einer anderen Stadt aufwachen – das ist unter anderem mit Nachtzügen möglich. Einige halten auch in Mainz und Koblenz. Wie fühlt sich die Reise in einem “Hotel auf Rädern” an?

Neben den klassischen Fernverkehrsverbindungen wie ICE- oder Intercity-Zügen können Reisende in Rheinland-Pfalz auch Nachtzüge nehmen. Unter dem Namen Nightjet bieten die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) in Kooperation mit anderen Bahnunternehmen Angebote zu verschiedenen europäischen Zielen. Auch die Deutsche Bahn beteiligt sich am Nachtzuggeschäft der ÖBB.

Zurzeit können Reisende von den Bahnhöfen Mainz und Koblenz ohne umzusteigen nach Wien, Berlin, Brüssel, Amsterdam und Zürich reisen – mit Stopps etwa in Basel, Utrecht oder Lüttich. Damit habe sich das Nachtzug-Angebot im Vergleich zu 2024 um ein Zugpaar verringert, wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn mitteilte. Denn seit dem Fahrplanwechsel verkehre das Nachtzugpaar zwischen Amsterdam und Innsbruck über Kassel statt über Mainz und Koblenz.

Pro Bahn: Taktung noch ausbaufähig

Das Nachtzug-Angebot in Deutschland sei noch ausbaufähig, sagt Noah Wand, Vorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn Rheinland-Pfalz/Saarland. Das beziehe sich weniger auf das Netz, sondern mehr auf die Taktung der Züge. Einige Züge seien nur dreimal pro Woche oder seltener unterwegs. Vor allem tägliche Nachtzugverbindungen, beispielsweise von Mainz nach Berlin, könnten für Pendler interessant sein.

Weitere Verbindungen derzeit nicht geplant

Die Bahn plant derzeit keinen Ausbau des Nachtzug-Angebots durch Rheinland-Pfalz. Es seien gegenwärtig keine weiteren Linien mit Halten im Bundesland vorgesehen, teilte ein Bahnsprecher mit. Die Taktung der bestehenden Linien solle ebenfalls beibehalten werden.

Züge mittlerweile “relativ zuverlässig”

In der Vergangenheit hätten Nachtzüge teils massive Pünktlichkeitsprobleme gehabt, warnt Wand. Das liege daran, dass andere Züge im Streckennetz bevorzugt behandelt werden würden. Außerdem seien manche Verbindungen im Reiseverlauf geteilt oder gekoppelt worden, um in andere Richtungen beziehungsweise zusammen weiterzufahren.

Mittlerweile sei das jedoch die Ausnahme, weshalb die Züge jetzt “relativ zuverlässig” unterwegs seien, sagt Wand. Reisende sollten sich aber auch fragen, welche Pünktlichkeit sie bei einer Reise im Nachtzug erwarteten. “Ob ich jetzt um 6.30 Uhr oder 6.50 Uhr in Berlin ankomme, ist vielleicht nicht so wichtig wie tagsüber.”

Schlafen wie auf dem Kreuzfahrtschiff

Grundsätzlich könne man sich das Schlafen in einem Nachtzug vorstellen wie auf einem Kreuzfahrtschiff, meint Wand. Es schaukele etwas, das sei aber nicht dramatisch. Den Schlafkomfort empfinde er persönlich als gut. Es könne auch ein eigenes Kissen mitgebracht werden. Ebenfalls böten sich ein Nackenhörnchen und ein kleines Kosmetik-Set für eine Katzenwäsche an.

Hohe Auslastung

Wer eine Fahrt mit dem Nachtzug unternehmen will, sollte früh buchen. Denn die Züge seien häufig sehr stark ausgelastet oder sogar ausgebucht, sagt Wand von Pro Bahn. Weil die Preise auf dem vorhandenen Angebot basierten, profitierten die Reisenden dann auch von niedrigeren Preisen.

“Hotel auf Rädern”

Für Noah Wand ist die Fahrt mit dem Nachtzug eine besondere Art zu reisen. Man steige in ein “Hotel auf Rädern” ein, esse vielleicht noch etwas und könne dann schlafen gehen. Nebenbei sei ein Nachtzug wesentlich klimafreundlicher als eine Autofahrt oder ein Flug. “Das ist ein Erlebnis, was man mal gemacht haben sollte. Und ich glaube, das reizt eben viele auch.”


dpa / EVN