Seit Anfang Januar 2024 ist die DB InfraGo AG aktiv. Acht Monate nach der Gründung der als gemeinwohlorientierten Infrastrukturgesellschaft ziehen die nicht zur Deutschen Bahn (DB) gehörenden Eisenbahnunternehmen eine gemischte Zwischenbilanz.
Das Ergebnis einer Befragung der Bahnverbände Mofair und Die Güterbahnen hat ergeben, dass die privaten Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU), die auf dem Netz der Deutschen Bahn fahren, seit der Gründung der DB InfraGo bislang kaum Verbesserungen feststellen, zu einem großen Teil sei sogar eine Verschlechterung wahrzunehmen. Das berichtet das Portal DB Watch, das vom Netzwerk Europäischer Eisenbahnen betrieben wird. Den Mitarbeitenden in den Betriebsstellen werde hingegen kein Vorwurf gemacht, da sie an den Problemen „oft gar keine Schuld tragen“ würden.
Nur 4 Prozent der befragten Unternehmen gaben laut der Umfrage an, dass die Situation durch die DB InfraGo „besser“ geworden ist. 17 Prozent sehen demnach keine Veränderung. Der Großteil der Befragten geht hingegen von einer Verschlechterung aus: So wird der Zustand als „schlechter“ (35 Prozent), „deutlich schlechter“ (22 Prozent), „sehr schlecht“ (4 Prozent), „unverändert schlecht“ (13 Prozent) und „schlecht“ (4 Prozent) beurteilt.
In den vergangenen Monaten habe sich „eine immer größere Lücke aufgetan zwischen der Leistung, die die DB InfraGo erbringt und den Preisen, die die EVU zahlen müssen“, heißt es in einem aktuellen Artikel. „Der Netzzustand wird noch immer schlechter, gleichzeitig könnten die Trassengebühren in den kommenden Jahren massiv steigen (vor allem im Güter- und Fernverkehr).“ Dies sei darauf zurückzuführen, dass die Bundesregierung statt Baukostenzuschüssen im Haushalt eine Eigenkapitalerhöhung – an der Schuldenbremse vorbei – für den DB-Konzern vorsehe. „Explodierende Trassenpreise passen allerdings so gar nicht zur angestrebten Gemeinwohlorientierung des Infrastrukturbetreibers“, schreiben die Wettbewerbsbahnen.
Verschiedene Branchenverbände sehen zwischen der DB InfraGo und der Deutschen Bahn AG weiterhin Interessenkonflikte. Hinzu komme, dass das Bundesverkehrsministerium „aufgrund der eigenen Strukturen kaum Durchgriffskraft im DB-Konzern hat“, sodass die Probleme nach Ansicht der Kritiker „nicht durch staatliche Kontrolle und Steuerung gebändigt werden können“.
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EVN