Mit Ablauf der verlängerten Testphase zur Gesichtserkennung startet laut einem Medienbericht am Berliner Bahnhof Südkreuz ein weiteres Pilotprojekt, mit dem getestet werden soll, ob sich Gefahrensituationen oder auffälliges Verhalten von Personen am Bahnhof durch eine intelligente Videoüberwachung automatisch erkennen lassen.
Zusammen mit dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, dem Bundeskriminalamt und der Bundespolizei testet die Deutsche Bahn einem Medienbericht zufolge den Einsatz von Technik zur Erkennung und Intervention bei auffälligem Verhalten. Laut einem Bericht von Netzpolitik.org werden hierfür „Gefahrensituationen“ definiert, die dann mithilfe „intelligenter Videoanalysesysteme“ automatisiert aufgespürt werden sollen.
Auf eine schriftliche Nachfrage des Bundestagsabgeordneten Alexander Ulrich (DIE LINKE) machte das Ministerium Angaben zu sechs Szenarien, die von der Technik erkannt werden sollen. Dabei handelt es sich bei allen Funktionen um Analysen in Echtzeit. Als siebte Funktion soll die Überwachung von Personen und Menschenansammlungen auch nachträglich möglich sein. Hierfür soll archiviertes Videomaterial genutzt werden, um etwa Personen anhand ihrer Gesichter, Kleidung oder mitgeführten Sachen zu markieren und in den Videodaten zu suchen.
Die Technik soll folgende Szenarien abdecken:
- Erkennen von abgestellten oder verdächtigen Gegenständen im Bahnhof über einen gewissen Zeitraum
- Erkennen von unbefugtem Betreten festgelegter Gefahrenbereiche im Bahnhof, z.Bsp. Gleise oder Eingänge zu Tunnel
- Erkennen von liegenden (hilfsbedürftigen) Personen
- Erkennen von Personenströmen und Menschenansammlungen, die sich aufgrund einer Gefahrensituation schnell entfernen
- Nachvollziehen der Position einzeln markierter Personen oder Gegenstände in Bahnhöfen
- Personenzählung, um beispielsweise eine Bahnsteigüberfüllung frühzeitig zu erkennen
- Retrograde Auswertung von Videodaten unter den zuvor genannten sechs Funktionalitäten der Live-Analyse
Wie Netzpolitik.org weiter berichtet, sei bislang nicht bekannt, welche Hersteller und welche Software für den zweiten Pilotversuch zum Einsatz kommen sollen.
Für den ersten Projektabschnitt der Gesichtserkennung hatten die Beteiligten die überwachten Bahnhofsbereiche kenntlich gemacht. Wollten die Reisenden nicht von den eigens aufgehängten Kameras aufgenommen werden, konnten sie andere Zugänge oder Rolltreppen („Nichterkennungsbereich“) nutzen. Nach Informationen des netzpolitischen Portals hätten bislang weder die Deutsche Bahn noch das Bundesinnenministerium erklärt, wie dies im zweiten Projektabschnitt gehandhabt werde. Wenn auch auf die anderen Kameraanlagen im Bahnhof zugegriffen wird, könnten sich Reisende der Überwachung möglicherweise nicht mehr entziehen.
red