Mobilitätsministerin Eder über Möglichkeiten des Bahnausbaus in Rheinland-Pfalz

Rheinland-Pfalz will die Reaktivierung von Bahnstrecken vorantreiben, kämpft aber mit hohen Kosten und politischen wie gesellschaftlichen Hürden. Im Eisenbahn-Podcast Langsamfahrt spricht Mobilitätsministerin Katrin Eder über den Schienenverkehr im Land.

In der aktuellen Folge des Eisenbahn-Podcasts Langsamfahrt gewährt Katrin Eder (Grüne) Einblicke in die Schienen- und ÖPNV-Strategie des Landes Rheinland-Pfalz. Sie ist Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität. Ihr Haus verfolgt das Ziel, mehr Menschen für Bahn und Bus zu gewinnen, Strecken zu reaktivieren und den Schienenverkehr klimafreundlicher zu gestalten.

Eder erklärte im Gespräch mit Moderator Gregor Börner, dass es in Rheinland-Pfalz nach dem Zweiten Weltkrieg zahlreiche Stilllegungen gegeben habe, besonders im Norden und im Westen des Landes – ein Erbe der „autogerechten Republik“. Heute arbeite man daran, Trassen zu sichern, Strecken zu elektrifizieren und fehlende Verbindungen durch schnelle Regionalbuslinien zu überbrücken.

Elektrifizierung und Akkuzugbetrieb

Während der Süden des Landes dank engagierter Zweckverbände (ZÖPNV Süd) ein dichtes Schienennetz behalten habe, seien andere Regionen abgehängt worden. Jetzt setze man verstärkt auf Reaktivierungen – etwa zwischen Homburg und Zweibrücken – und auf alternative Antriebe: Im Pfalznetz sollen Akkuzüge mit Oberleitungsinseln zum Einsatz kommen, die sich an Bahnhöfen aufladen und batterieelektrisch weiterfahren.

Ein Schwerpunkt ist die Elektrifizierung: Nur 46 Prozent der rheinland-pfälzischen Strecken verfügen bislang über Oberleitungen. Die Ahrtalbahn und die Eifelstrecke werden nach der Flutkatastrophe von 2021 komplett elektrifiziert wiederaufgebaut, für die Moselweinbahn ist die Elektrifizierung geplant. Wenn’s schnell geht, seien es vier bis fünf Jahre – normalerweise dauere so etwas zehn oder mehr Jahre, so Eder.

Ministerin für Bahnausbau

Die Ministerin betonte auch die Bedeutung der Hochleistungskorridore am Rhein, wo überlastete Strecken zu Verspätungen im Regionalverkehr führen. Sie sprach sich für den Ausbau, zusätzliche Gleise und Digitalisierung aus, um mehr Kapazität zu schaffen – sowohl für den Personen- als auch für den Güterverkehr.

Eder plädierte für eine Stärkung des Schienennetzes jenseits der Rheintäler, um Alternativen für Umleitungen zu schaffen. Ein Thema waren auch eingleisige Engpässe wie auf der Lahntalbahn: Bislang gibt es dort nur eine partielle Zweigleisigkeit.

Neigetechnik im Lahntal kein Thema

Angesprochen wurde auch die Neigetechnik im Lahntal, mit der früher Fahrzeitgewinne erzielt wurden. Laut Eder ist deren Wiedereinführung derzeit nicht geplant, da die aktuellen Verkehrsverträge bis 2030 laufen und Anpassungen hohe Kosten verursachen würden. Besonders an Wochenenden sei die Lahntalstrecke wegen vieler Fahrradreisender stark ausgelastet. Längere Züge oder zusätzliches Wagenmaterial ließen sich aber nur schwer realisieren, da neue Fahrzeuge meist erst im Rahmen von Neuausschreibungen beschafft werden können.

Zwölf Projekte für Reaktivierungen

Zwölf Projekte stehen derzeit im Fokus für die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken in Rheinland-Pfalz – darunter die Brexbachtalbahn, die Landau–Germersheim-Verbindung und die Zellertalbahn. Entscheidungsgrundlage sind sogenannte Nutzen-Kosten-Untersuchungen: Nur Strecken mit einem Wert über 1 gelten als förderfähig. Projekte mit positivem Ergebnis sollen in den nächsten Planungsphasen konkretisiert werden. Dabei berücksichtigt das Ministerium neben Wirtschaftlichkeit auch Klimaschutz, Resilienz des Netzes und Akzeptanz vor Ort.

Finanziert werden Reaktivierungen zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land, was trotz dieser Aufteilung eine hohe Belastung für Rheinland-Pfalz darstellt, zumal gleichzeitig Modernisierungen von Bahnhöfen und Busverkehren anstehen.

Ein weiteres Gesprächsthema waren die Kostenexplosionen im Nahverkehr: Neue Verkehrsverträge können pro gefahrenen Kilometer mehr als doppelt so teuer wie alte werden – ein erheblicher finanzieller Druck für das Land. Dennoch betonte die Ministerin im Podcast abschließend, dass die Bahn das Rückgrat der nachhaltigen Mobilität ist und bleibe.

Die aktuelle Podcast-Folge gibt es auf Langsamfahrt.de

EVN