Das Megaprojekt in der Stuttgarter Innenstadt biegt im kommenden Jahr langsam auf die Zielgerade ein. Ende 2026 soll es dann in Betrieb gehen. Was ist im neuen Jahr alles geplant?
Eigentlich sollte der neue Stuttgarter Bahnknoten mit dem teuren Tiefbahnhof schon Ende 2025 in Betrieb gehen – so war zumindest die Planung bis vor einigen Monaten. Nun verzögert sich der Start von Stuttgart 21 um ein Jahr bis Dezember 2026. Auf den vielen Baustellen in der Stuttgarter Innenstadt und auch in den Außenbezirken biegt das Großprojekt aber im kommenden Jahr auf die Zielgerade ein. Ein Überblick, was sich in den verschiedenen Abschnitten tut:
Tiefbahnhof: Im Großen und Ganzen bis Ende 2025 fertig
Der neue Tiefbahnhof mitten in der Stuttgarter Innenstadt ist das größte und auffälligste Bauteil von Stuttgart 21. Die neue unterirdische Bahnsteighalle soll einem Bahnsprecher zufolge bis Ende 2025 im Großen und Ganzen fertig sein. Dann stehen nur noch Restarbeiten etwa für die technische Gebäudeausrüstung oder die Ausstattung der Halle an.
Die Gleisanlagen in der Halle sollen bis zum Frühjahr fertig gebaut werden, bis zum Herbst wollen die Planer die sogenannten Lichtaugen auf den charakteristischen Beton-Kelchstützen fertig montiert haben. Bis zum Ende des Jahres sollen dann noch die Natursteinbeläge der Bahnsteige verlegt sowie Rolltreppen und Aufzüge eingebaut werden.
Flughafenbahnhof: Rohbau soll im Frühjahr fertig werden
Die neue Station am Stuttgarter Flughafen soll im Frühjahr im Rohbau fertig sein, danach ist der Einbau der Oberleitungen sowie der Gleise geplant. Außerdem soll das Eingangsgebäude zu der gut 30 Meter unter der Erde gelegenen Station direkt an der Stuttgarter Messe ein Dach und eine Fassade bekommen – im ersten Halbjahr folgen die Aufzüge, die die Menschen künftig zu den Bahnsteigen bringen sollen.
An der Station am Flughafen sollen künftig sowohl Fernzüge als auch Regionalzüge halten. Der Bahnhof ist direkt an die Neubaustrecke von Stuttgart-Ulm angebunden und soll nach aktuellem Zeitplan gemeinsam mit dem Tiefbahnhof in der Stuttgarter Innenstadt Ende 2026 in Betrieb gehen. Durch den Fildertunnel sollen Züge den Flughafen vom Hauptbahnhof aus nach Bahn-Angaben künftig in 6 Minuten erreichen. Bislang sind es knapp 30 Minuten.
Pfaffensteigtunnel: Planungen gehen weiter
Die Bauarbeiten rund um den Flughafen sind mit Inbetriebnahme von Stuttgart 21 noch nicht abgeschlossen. Es fehlt noch der rund elf Kilometer lange Pfaffensteigtunnel, der künftig die Züge der Gäubahn von Böblingen über den Flughafen direkt an die neue Zulaufstrecke zum Tiefbahnhof in Stuttgart bringen soll. Anfang des Jahres will die Bahn weitere Planungsunterlagen bei den Behörden einreichen.
Weil der Tunnel frühestens 2032 fertig sein wird, muss die Gäubahn vermutlich ab dem Frühjahr 2026 vom Stuttgarter Hauptbahnhof abgehängt werden. Reisende sowie Pendlerinnen und Pendler müssten dann auf dem Weg dorthin in Stuttgart-Vaihingen in die Stadt- oder S-Bahn umsteigen. Dagegen hatten mehrere Organisationen geklagt. Das Stuttgarter Verwaltungsgericht beschäftigt sich mit den Klagen ab Mitte Februar.
Bonatzbau: Richtfest für Hotel geplant
Das Hauptgebäude des bisherigen Kopfbahnhofs, der sogenannte Bonatzbau, soll auch nach der Inbetriebnahme des Tiefbahnhofs erhalten bleiben. Dafür wird das Gebäude modernisiert. Darin sollen laut Bahn künftig Geschäfte und Gastronomie unterkommen, zudem ist ein Hotel geplant. Im Sommer 2025 soll der Rohbau abgeschlossen sein, Mitte 2025 das Richtfest für das neue Hotel stattfinden. Dann beginnt auch im Bonatzbau laut Bahn der Innenausbau und die technische Gebäudeausrüstung.
Testfahrten: Fahrten bis 275 km/h geplant
Bereits im ersten Halbjahr will die Bahn mit sogenannten Hochtastfahrten auf den fertigen Strecken beginnen. Dabei kommt ein spezieller Test-ICE zum Einsatz, der seine Geschwindigkeit von Fahrt zu Fahrt erhöht – bis auf 275 Kilometer pro Stunde. Das sind 25 km/h mehr als im Normalbetrieb geplant und soll laut Bahn zusätzliche Sicherheit für die Fahrten mit maximal 250 km/h gewährleisten.
Die Hochtastfahrten sollen zwischen dem Fildertunnel, der vom neuen Hauptbahnhof bis kurz vor den Flughafen führt, und dem Bahnhof Merklingen auf der Schwäbischen Alb stattfinden – und damit auch auf dem Teil der neuen Schnellfahrstrecke, der zwischen Wendlingen und Ulm bereits seit 2022 in Betrieb ist.
Und sogar im neuen Tiefbahnhof könnten noch 2025 die ersten Züge fahren. Ab Ende 2025 wolle man alle Anlagen stufenweise in einen Testbetrieb nehmen, so die Bahn. Neben Testzügen sollen sogar schon normale Züge mit Fahrgästen im Laufe des Jahres 2026 an den neuen Bahnsteigen im Tiefbahnhof halten können.
Digitalisierung: Vorarbeiten für dritte Stufe laufen weiter
Die Digitalisierung des Stuttgarter Bahnknotens ist das Sorgenkind der Planer. Unter anderem wegen Problemen bei der Digitalisierung war deswegen auch die Inbetriebnahme auf Ende 2026 verschoben worden. Im Rahmen von Stuttgart 21 wird der Bahnknoten in Stuttgart als Erster bundesweit komplett digitalisiert. Züge des Fern- und Regionalverkehrs sowie S-Bahnen sollen dann mit dem digitalen Zugsicherungssystem ETCS fahren – und zwar nur damit. Klassische Lichtsignale werden im Stuttgarter Bahnknoten nicht mehr verbaut.
Die Digitalisierung ist in mehreren Schritten geplant. Unklar ist noch, ob auch die dritte Stufe des Digitalen Knoten Stuttgart (DKS) kommt. Diese sieht eine Digitalisierung der Bahnstrecken in der gesamten Region Stuttgart vor. Der Bahnvorstand hatte die dritte Stufe, vor knapp einem Jahr mit einem Gremienvorbehalt versehen und will daran zunächst auch weiter festhalten. Als Grund nannte Bahnvorstand Berthold Huber jüngst den fehlenden Bundeshaushalt fürs kommende Jahr. Die Vorarbeiten für den dritten Baustein des DKS würden im kommenden Jahr aber wie geplant weiterlaufen, teilte die Bahn mit.
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dpa / EVN