BERLIN / GÖRLITZ | Aus Protest gegen die ungewisse Zukunft des Produktionsstandorts Görlitz beim Zugbauer Alstom hat die Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) den eigentlich bis 2026 laufenden Zukunftstarifvertrag mit dem Konzern vorzeitig gekündigt.
“Der Gesamtbetriebsrat und die IG Metall wollten mit ihrer Strategie Besser-statt-billiger die Standorte produktiver und damit wettbewerbsfähig und zukunftsfest machen”, teilte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende, René Straube, mit. Alstom habe den Tarifvertrag aber “von Anfang an mangelhaft umgesetzt”.
Der Tarifvertrag betraf der Gewerkschaft zufolge die Standorte Hennigsdorf, Görlitz, Bautzen, Siegen und Kassel. Die Arbeitnehmerseite habe sich zur Sicherung der Arbeitsplätze unter anderem auf den Verzicht auf Urlaubsgeld eingelassen. Umgekehrt habe Alstom zugesagt, weiter in die deutschen Betriebe zu investieren. Daran habe sich der Konzern jedoch nicht gehalten, kritisiert die Gewerkschaft. “Die IG Metall sah sich daraufhin gezwungen, den Tarifvertrag zu kündigen und fordert nun das einbehaltene Geld der Beschäftigten zurück.”
Der Konzern plant eigenen Angaben zufolge eine strategische Neuausrichtung in Deutschland und will sich künftig auf Dienstleistungen und Digitalisierung sowie auf den Innenausbau von Zügen konzentrieren. In Görlitz wird hingegen der Wagenkastenrohbau produziert. Dieser Geschäftsbereich sei derzeit rückläufig, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. “Es ist jedoch nicht der Zeitpunkt, um aus dieser Entwicklung unmittelbare Konsequenzen für den Standort Görlitz abzuleiten”, hieß es weiter. Dafür sei es zu früh. In dem sächsischen Werk laufe derzeit die Produktion von Doppelstockwagen für Israel sowie verschiedene Straßenbahnprojekte.
Das Unternehmen halte weiter an seinen im Tarifvertrag gemachten Zusagen fest und lasse die Kündigung juristisch prüfen, teilte Alstom weiter mit.
dpa