CHEMNITZ | Mit Streiks legte die GDL zu Jahresbeginn große Teile des Bahnverkehrs lahm und stritt für eine 35-Stunden-Woche. Mit vielen Unternehmen einigte sie sich – nur tief im Osten regt sich weiter Widerstand.
Im Jahr 2024 haben die Bahnunternehmen in Deutschland nach harten Verhandlungen mit der Lokführergewerkschaft GDL zähneknirschend neuen Tarifverträgen zugestimmt. Alle Bahnunternehmen? Nein – die City-Bahn Chemnitz (CBC) wehrt sich seit Monaten gegen die GDL-Forderung nach einer 35-Stunden-Woche. Zum 7. Mal wurde das kleine Bahnunternehmen mit rund 185 Mitarbeitern (davon mehr als 100 Lokführer) nun bestreikt. Der Streik an diesem Montag sollte von 3 Uhr morgens bis 14 Uhr dauern. GDL-Chef Claus Weselsky warf der CBC-Geschäftsführung zuletzt Arbeitsverweigerung vor.
Die GDL will bei der City-Bahn erreichen, was sie auch bei der Deutschen Bahn und anderen Bahnunternehmen bekommen hat: Eine stufenweise Absenkung der Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden. Bei der DB können die Beschäftigten, die nach GDL-Tarif bezahlt werden, ab 2029 auf 35 Stunden reduzieren. Sie können aber auch mehr arbeiten und so mehr Geld verdienen.
Die City-Bahn Chemnitz ist ein kommunales Unternehmen, das nach eigenen Angaben “nahezu komplett mit Steuergeld finanziert wird”. Deshalb könne für die Finanzierung des Betriebes nur das ausgegeben werden, was zufließt, teilte das Unternehmen kürzlich mit. “Ich habe noch keinen gefunden, der uns die zwei Millionen Euro zusätzlich dafür bezahlt”, sagte City-Bahn-Geschäftsführer Friedbert Straube zur Forderung nach weniger Arbeitszeit. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen die Gehälter der Beschäftigten inzwischen eigenhändig und ohne Deal mit der GDL um 10 bis 14 Prozent angehoben. Friedlicher gestimmt hat dieser Schritt die Gewerkschaft aber nicht.
Eigentlich sei die CBC stets ein “lösungsorientierter Tarifpartner” gewesen, heißt es von der GDL. Dass die CBC so viele Streiks aushalten kann, dürfte mehrere Gründe haben: Zum einen bedient das Unternehmen nur ein kleines Streckennetz, die Zahl der betroffenen Fahrgäste und damit auch die Zahl möglicher Entschädigungsforderungen ist nicht so groß wie etwa bei der Deutschen Bahn mit Tausenden Fernverkehrsfahrten pro Tag. Zudem gehört die CBC mehrheitlich (50,004 Prozent) dem Zweckverband Verkehrsverbund Mittelsachsen – also dem Verkehrsverbund, der der CBC die Aufträge erteilt. Die zweite Hälfte gehört der Versorgungs- und Verkehrsholding GmbH Chemnitz (VVHC) und damit der Stadt Chemnitz.
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dpa / EVN