GELNHAUSEN | Der Ausbau der Bahnstrecke zwischen Hanau und Gelnhausen hat Bedeutung weit über die Region hinaus. Jetzt ist der offizielle Startschuss für das Projekt gefallen.
Die Hauptarbeiten für den viergleisigen Ausbau der Bahnstrecke zwischen Hanau und Gelnhausen haben offiziell begonnen. Vertreter von Bahn, Bund, Land und Main-Kinzig-Kreis setzten am Montag in der Nähe von Gelnhausen den symbolischen Spatenstich. Im östlichen Rhein-Main-Gebiet und in Osthessen liegt ein Schwerpunkt bei den aktuellen Aus- und Neubauprojekten der Deutschen Bahn in Hessen. Ziel ist es nach Angaben des Unternehmens, vorhandene Engpässe aufzulösen und für einen verlässlicheren Zugverkehr “auf dieser zentralen Verbindung im Herzen Deutschlands zu sorgen”.
Die Arbeiten zwischen Hanau und Gelnhausen sind dafür ein wichtiger Teilabschnitt. Auf Fahrgäste kommen während des Projekts erhebliche Einschränkungen zu.
Parallel zum Gleisausbau modernisiert die DB mehrere Bahnhöfe entlang der Strecke und baut diese barrierefrei aus. Im weiteren Verlauf des Ausbauprojekts werden zudem zwischen Gelnhausen und Fulda zwei neue Gleise entstehen. Auch das soll die Kapazität auf der viel befahrenen Strecke erhöhen. Fernzüge sollen auf eigenen Gleisen an den langsameren Regional- und Güterzügen vorbeifahren können, umgekehrt müssen sich diese nicht mehr von ICE-Zügen überholen lassen.
DB-Infrastrukturvorstand Berthold Huber hob bei einer Feierstunde am Montag die Bedeutung des Ausbauprojekts im östlichen Rhein-Main-Gebiet hervor. Es handele sich um eine der wichtigsten Eisenbahnstrecken “für die Region, das Land Hessen, aber auch für die gesamte Republik”. Über 350 Züge seien täglich auf dem Abschnitt zwischen Gelnhausen und Hanau unterwegs.
Der hessische Verkehrsminister Kaweh Mansoori (SPD) betonte, mit dem Ausbau und dem anschließenden Neubau der Strecke nach Fulda entstehe “eine durchgehende viergleisige Strecke mit erheblich mehr Kapazitäten”. Die Überlastung des Abschnitts sei täglich zu spüren. Das Projekt zeige, dass es Politik und Verwaltung auf allen Ebenen mit dem bedarfsgerechten Ausbau des Schienennetzes ernst sei.
Insgesamt rund 1,6 Milliarden Euro werden allein in den Ausbau des Teilabschnitts von Hanau nach Gelnhausen investiert. Bis dort alle Maßnahmen abgeschlossen sind, wird noch viel Zeit vergehen: Die Bahn nennt als Ziel das Jahr 2036.
Lob und Kritik von Pro Bahn
Der Landesverband Hessen im Fahrgastverband Pro Bahn begrüßte den Spatenstich als “Meilenstein im deutschen Fernzugstreckennetz”. Allerdings komme der viergleisige Ausbau viel zu spät. Zwischen Fulda, Gelnhausen, Hanau und Frankfurt müsse der gestiegenen Nachfrage im Schienenverkehr durch deutlich mehr Zugangebote Rechnung getragen werden. Bund und Land müssten im Sinne des Klimaschutzes beim Aus- und Neubau von Bahnstrecken deutlich mehr Tempo machen.
Begleitet wird der Streckenausbau von umfangreichen Instandsetzungsarbeiten. Für die Anwohner bringen die Bauarbeiten Lärm mit sich, und auch für die Fahrgäste haben sie unangenehme Folgen. So gelten noch bis 6. Juni Fahrplaneinschränkungen auf den Linien RE5 (Frankfurt – Bebra), RE50 (Frankfurter – Fulda) und RB51 (Frankfurt – Wächtersbach), allerdings nicht immer im gleichen Ausmaß. Auch der Fernverkehr ist betroffen. Die Fahrzeiten verlängern sich laut DB zeitweise je nach Strecke um 30 bis 110 Minuten. Die Bahn riet allen Reisenden, sich auf der Homepage www.bahn.de und im DB Navigator über Einschränkungen zu informieren.
Mehrere Großprojekte der Deutschen Bahn in Hessen
Der Streckenausbau zwischen Hanau und Gelnhausen ist nur eines von mehreren Großprojekten der DB in Hessen. Am stärksten beachtet wurde in jüngster Zeit die Generalsanierung der viel befahrenen sogenannten Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim und die zwischen beiden Städten geplante Neubaustrecke. Kürzlich abgeschlossen wurde der viergleisige Ausbau der S-Bahnstrecke Frankfurt West und Bad Vilbel. Für den weiteren Ausbau des Abschnitts nach Friedberg laufe derzeit das erforderliche Planfeststellungsverfahren, teilte die Bahn mit.
Der Entlastung des Verkehrsknotens Frankfurt dient der Ausbau der Bahnanlagen im Bereich Frankfurt Stadion. Dort wird die bisher vierspurige Strecke um zwei weitere Gleise für den Fernverkehr erweitert. Ein Mammutprojekt wird der geplante Fernbahntunnel Frankfurt, der laut DB einen Großteil des Fernverkehrs zum zweitgrößten Bahnhof Deutschlands unterirdisch führen soll.
In der vergangenen Woche genehmigte das zuständige Eisenbahnbundesamt den ersten Abschnitt für den Bau der nordmainischen S-Bahn von Hanau über Maintal nach Frankfurt. Ein weiteres wichtiges Vorhaben der Bahn ist der Bau der sogenannten Wallauer Spange als direkte Verbindung zwischen dem Wiesbadener Hauptbahnhof und dem Frankfurter Abschnitt der Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main. In Osthessen plant die DB zudem zwischen Fulda und Gerstungen neue Gleise, um vorhandene Engpässe zu beseitigen.
dpa