ERFURT | Eigentlich sollten Studierende ab dem Sommersemester ein vergünstigtes Deutschlandticket bekommen. Doch in Thüringen läuft die Einführung schleppend. Und manche befürchten sogar Preiserhöhungen.
Die Einführung des vergünstigten Deutschlandtickets für Studierende in Thüringen verzögert sich. Der von Bund und Ländern ins Auge gefasste Start zum Sommersemester 2024 sei von vornherein unrealistisch gewesen, sagte der Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Mittelthüringen (VMT), Christoph Heuing, der Deutschen Presse-Agentur. Die technischen Voraussetzungen müssten erst noch geschaffen werden. Außerdem stünden die Beitragsordnungen für das Sommersemester bereits fest. Angepeilt werde nun eine Einführung im kommenden Wintersemester. “Wir sind guten Willens, dass das klappt.”
Bund und Länder hatten sich im November auf die Einführung des Deutschlandtickets für Studierende für 29,40 Euro im Monat geeinigt. In einigen Bundesländern wird es auch schon ab dem Sommersemester angeboten. In Thüringen seien die Kosten für das normale Semesterticket bislang vergleichsweise gering, so Heuing. “Insofern war da bei anderen Ländern der Druck hoch, da waren die alten Semestertickets nicht konkurrenzfähig.”
Im Freistaat werde das Ticket jedem Uni-Standort angeboten, an dem es ein Semesterticket gebe. “Die Entscheidung über die Einführung treffen die Studierenden der jeweiligen Hochschulen.” Der Betrag sei denn in den Kosten für das Semesterticket enthalten. Zuzahlungen seien nicht mehr nötig. Bislang hätten sich Studierende ihren Beitrag fürs Semesterticket anrechnen lassen können, wenn sie ein Deutschlandticket kaufen wollten. Der VMT koordiniere die Einführung für alle beteiligten Verkehrsunternehmen im Freistaat.
Gerade an den großen Hochschulstandorten Erfurt und Jena sei der Wechsel ins Deutschlandsemesterticket sehr wahrscheinlich, sagte die Sprecherin der Konferenz der Thüringer Studierendenschaften, Helen Würflein. Der Preis für das Semesterticket werde oft geringer, dafür bekämen die Studierenden mehr Leistung. “Es wird aber ein großes Problem aufgemacht, weil kleinere Studierendenschaften haben diese Möglichkeit nicht.”
An kleineren Standorten wie Schmalkalden, Ilmenau oder Nordhausen koste das Semesterticket monatlich teils unter zehn Euro. Die Nahverkehrsanbindung sei an den Orten meist auch nicht gut. Ein Wechsel ins deutlich teurere Deutschlandticket sei also weniger attraktiv. Und nicht nur das: Stiegen größere Uni-Standorte wie Erfurt oder Jena aus dem bisherigen Semesterticket-Modell aus, gebe es auch die Befürchtung, dass dann die Preise für das normale Semesterticket an den kleinen Standorten angehoben werden könnten. “Da werden große Studierendenschaften gegen kleine ausgespielt. Und die Kleinen haben am Schluss irgendwie einen Nachteil”, kritisierte Würflein. Noch liefen aber die Gespräche dazu.
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dpa