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PARIS | Mehr als acht Jahre nach einem tödlichen Zugunglück im Elsass hat ein Prozess gegen Bahnverantwortliche begonnen.
Die französische Bahn SNCF, zwei Tochtergesellschaften und drei damalige Beschäftigte müssen sich seit Montag in Paris wegen des Verdachts auf fahrlässige Körperverletzung und Tötung verantworten. Ihnen drohen mehrjährige Haftstrafen und Geldbußen. Bei dem Unglück im November 2015 unweit der deutschen Grenze starben 11 Menschen, 42 Personen wurden verletzt.
Der Schnellzug war damals mit 53 Menschen an Bord zu einer Testfahrt auf der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Straßburg und Paris unterwegs gewesen. Neben Bahnpersonal saßen auch Gäste in dem Zug, darunter einige Kinder. Der mit überhöhter Geschwindigkeit fahrende TGV entgleiste in einer Kurve, mehrere Waggons stürzten bei Eckwersheim von einer Brücke in einen Kanal. Französischen Medienberichten zufolge war es der schwerste Unfall mit einem französischen TGV.
Die Testfahrt war Teil der Vorbereitung für die Inbetriebnahme des Abschnittes. Am Unglückstag sollte der Zug bei der Testfahrt schneller als im späteren regulären Verkehr auf der Strecke unterwegs sein. Das Sicherungssystem, das den Zug normalerweise vor der Unglückskurve zwangsweise abgebremst hätte, war dazu außer Betrieb gesetzt worden. Der Anklage zufolge schätzten die Eisenbahner den Punkt falsch ein, ab dem sie den Zug abbremsen mussten, und verlangsamten den TGV erst zu spät. Die Staatsbahn SNCF soll die Testfahrt nicht ausreichend gut koordiniert haben. Der Prozess zu dem Unglück ist bis Mitte Mai angesetzt.
dpa