SANTIAGO DE COMPOSTELA | Fast auf den Tag genau zehn Jahre nach einem verheerenden Zugunglück mit 80 Todesopfern im Nordwesten Spaniens ist der Prozess gegen die beiden beschuldigten Männer zu Ende gegangen.
Die Verteidiger hielten am Donnerstag in Santiago de Compostela ihre Schlussplädoyers. Auf der Anklagebank saßen der Lokführer des Unglückszuges sowie der damalige Sicherheitschef der spanischen Bahngesellschaft Adif. Für die Angeklagten werden je vier Jahre Haft gefordert. Das Urteil von Richterin María Elena Fernández Currás wird erst im Frühjahr nächsten Jahres erwartet, wie der staatliche TV-Sender RTVE und andere Medien berichteten.
Die beiden Angeklagten werden unter anderem der Tötung wegen “grober Fahrlässigkeit” in 80 Fällen bezichtigt. Die Anwälte wiesen die Schuld ihrer Mandanten zurück und machten jeweils den anderen Angeklagten dafür verantwortlich. Seit dem Auftakt des Prozesses Anfang Oktober 2022 sagten knapp 700 Zeugen und Experten aus.
Zum Ende der Verhandlung versammelten sich erneut zahlreiche Menschen, darunter Opfer und Angehörige der Opfer, vor dem Verhandlungsort in der “Stadt der Kultur” in Santiago de Compostela in der Region Galicien im Nordwesten des Landes, um Gerechtigkeit zu fordern. Sie machen vor allem Adif verantwortlich. Der Lokführer dürfe nicht als Sündenbock herhalten, forderten sie.
Der Unglückszug fuhr am 24. Juli 2013 in Angrois wenige Kilometer vor Santiago de Compostela in Galicien mit 192 Stundenkilometern in eine Kurve, in der nur Tempo 80 zugelassen war. Der Zug entgleiste. Neben den Todesopfern gab es auch 145 Verletzte.
dpa / EVN