Abellio-Insolvenzverwalter reicht Millionen-Klage gegen NRW-Verbünde ein


ESSEN | Knapp ein Jahr nach dem Aus des Bahnunternehmens Abellio Rail in Nordrhein-Westfalen hat der Abellio-Insolvenzverwalter die Verkehrsverbünde im Land auf Millionenzahlungen verklagt.

Eine entsprechende, rund 2.000 Seiten dicke Klageschrift sei beim Landgericht Essen eingegangen, bestätigte ein Gerichtssprecher. Zuvor hatte die Wirtschaftswoche berichtet. Die Verkehrsverbünde wiesen die Forderung zurück.

Das Bahnunternehmen – eine Tochter der niederländischen Staatsbahn – hatte in NRW etwa jeden sechsten Zugkilometer abgedeckt und dabei tiefrote Zahlen geschrieben. Seit dem Herbst vergangenen Jahres durchlief das Unternehmen ein Schutzschirmverfahren, also eine Sanierung im Rahmen des Insolvenzrechts.

Nachdem Verhandlungen zwischen Abellio und den Verkehrsverbünden als Auftraggeber zu höheren Vergütungen ohne Einigung geblieben waren, hatten die NRW-Verkehrsverbünde die langfristigen Verträge mit Abellio gekündigt. Die Abellio-Linien in NRW wurden mit befristeten Notvergaben ab dem 1. Februar 2022 an andere Unternehmen vergeben.

Der Insolvenzverwalter Rainer Eckert argumentiert laut Gerichtssprecher, dass die Verkehrsverbünde Rhein-Ruhr, Nahverkehr Westfalen-Lippe und Nahverkehr Rheinland in ihren Verträgen nötige Preiserhöhungen verhindert und so die Insolvenz verschuldet hätten. Er fordert 53,8 Millionen Euro Vergütungsansprüche sowie Schadenersatz für alle Schäden durch die Insolvenz in insgesamt dreistelliger Millionenhöhe.

Die NRW-Verkehrsverbünde machten das Abellio-Management in NRW für die Pleite verantwortlich: “Es war und bleibt offensichtlich, dass diese Insolvenz überwiegend auf die teilweise gravierenden Fehlentscheidungen der damaligen Geschäftsführung zurückzuführen ist”, erklärten sie am Freitag. Die Forderungen des Insolvenzverwalters entbehrten jeglicher Grundlage.


EVN / dpa

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