Pro Bahn Mitteldeutschland bewertet Fahrplanwechsel differenziert


DRESDEN | Der Fahrgastverband Pro Bahn Mitteldeutschland sieht mit dem Fahrplanwechsel Licht und Schatten für Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Am Sonntag begrüßte der Verband mit Sitz in Dresden zwar die Wiederaufnahme internationaler Nachtzugverbindungen. Allerdings gab es auch Kritik vor allem an der hohen Anzahl an Baustellen sowie mangelhafter Abstimmung darüber, an fehlenden Alternativstrecken sowie an Reduzierungen des Fahrplanangebots in Südwestsachsen.

„Zwar wird der vor einigen Jahren eingestellte Nachtzug Prag–Dresden–Leipzig–Frankfurt(Main)–Zürich wiederbelebt. Dafür verkehrt die 2020 wiederaufgelegte Verbindung mit dem ‚Vindobona‘ Berlin–Dresden–Prag–Wien–Graz im neuen Fahrplanjahr baustellenbedingt nicht“, hieß es. „Internationale Angebote brauchen Verlässlichkeit“, erklärte Ingo Koschenz, Pro Bahn-Referent für Osteuropaverkehre. „Die vielen Baustellen tragen leider erheblich zum Vergraulen von Fahrgästen bei und behindern so die ökologische Verkehrswende.“

Der Fahrgastverband kritisierte zudem derzeit bestehende Schienenersatzverkehre im Elbtal und die angekündigte Sperrung der direkten Bahnlinie Berlin-Dresden ab April 2023. Es räche sich, dass das Netz in den letzten Jahren kaputtgespart worden sei und ausreichende Alternativstrecken nicht zur Verfügung stünden. „Bis 2030 möchte der Bund die Zahl der Bahnreisenden verdoppeln. Die Elbtalstrecke ist derzeit aber die einzige elektrifizierte Strecke zwischen Deutschland und Tschechien und somit ein Nadelöhr des internationalen Verkehrs.“

Nach Ansicht von Pro Bahn Mitteldeutschland geht es auch darum, im Nahverkehr einen verlässlichen Betrieb sicherzustellen. „Neue Linien bringen den Fahrgästen nichts, wenn die bestellten Züge nicht fahren“, betonte Carsten Schulze-Griesbach, Sprecher für die Region Leipzig/Halle. Das System Bahn sei seit der Bahnreform „systematisch auf Verschleiß gefahren“ worden. Der Sprecher verwies unter anderem auf marode Infrastruktur, unbesetzte Stellwerke, fehlende Lokführer und Zugbegleiter sowie erhebliche Verspätungen und Zugausfälle. Das werde auch im Fahrplan 2023 Alltag auf Gleisen in Sachsen und Sachsen-Anhalt sein.


dpa

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