BERLIN | Aufgrund des 29-Euro-Tickets haben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) derzeit so viele Abo-Kunden wie noch nie. Berlins Regierungschefin spricht sich bereits für eine Verlängerung bis zur Einführung des 49-Euro-Tickets aus.
Mehr als eine Million Abonnentinnen und Abonnenten zählte das Unternehmen Anfang Dezember, wie die BVG am Freitag mitteilte. Das waren demnach fast 200.000 Stammkunden mehr als Ende 2021. „Insbesondere die Berliner 29-Euro-Abo-Aktion hatte im Herbst für viele Neuabschlüsse gesorgt“, hieß es.
Mit dem vergünstigten Tarif für die sogenannte BVG-Umweltkarte, einem Abo für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Berlin, wollte der Senat nach dem Auslaufen des bundesweiten 9-Euro-Tickets ein Übergangsangebot für die Hauptstadt schaffen. Derzeit wird darüber diskutiert, wie lange das 29-Euro-Abo noch Bestand haben soll. Bund und Länder hatten sich Donnerstagabend auf die Finanzierung eines bundesweiten 49-Euro-Tickets geeinigt.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte nach der Sitzung mit den Regierungschefs der Länder am Donnerstag gesagt, das Deutschlandticket für 49 Euro werde sehr zügig kommen. Die Kosten wollen sich Bund und Länder teilen.
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey kündigte unterdessen im RBB-Inforadio an, dass sie sich für eine weitere Verlängerung des 29-Euro-Tickets einsetzen werde, sofern sich das bundesweite 49-Euro-Ticket verzögern sollte. In Berlin wurde das ÖPNV-Ticket für den AB-Bereich zum Preis von monatlich 29 Euro im Oktober zunächst bis Jahresende eingeführt und dann bis einschließlich März verlängert. Unklar ist noch, ob das bundesweite Ticket am 1. April oder erst später zu haben sein wird. „Unser Ziel ist natürlich, dass wir ohne Lücke das entsprechend hinbekommen und gegebenenfalls dann über die Verlängerung über März und April hinaus sprechen werden“, sagte die SPD-Politikerin am Freitag.
Giffey sieht im 29-Euro-Ticket aber nicht nur eine Überbrückung für den Zeitraum, bis das bundesweit gültige Nahverkehrsticket kommt: „Für uns ist klar, dass mit dem 49-Euro-Ticket das ganze Tarifgefüge auch in der Metropolregion Berlin-Brandenburg noch mal angeschaut werden muss“, sagte sie. „Es ist dann die Frage, wie’s weitergeht. Ich wünsche mir, dass wir für den Innenstadtbereich AB weiter Mobilität für nicht mehr als einen Euro am Tag ermöglichen können.“
Die BVG hatte während der Corona-Krise Tausende Stammkunden verloren. Die Gesamtzahl für Abonnements ging zwischen 2020 und 2021 allerdings nur leicht zurück, weil darin auch Hunderttausende kostenlose Schüler-Abos und das Ticket für Landesbeschäftigte eingerechnet sind, außerdem Dauerkarten für Azubis, Senioren und 10-Uhr-Karten.
Insgesamt rechnen die Berliner Verkehrsbetriebe für das laufende Jahr eigenen Angaben zufolge mit etwa 950 Millionen Fahrten in ihren Bussen und Bahnen. Das wären jeweils mehr als 200 Millionen Fahrten mehr als 2020 und 2021. Das Vor-Corona-Niveau hätte die BVG damit aber noch nicht erreicht. 2019 kamen mehr als 1,1 Milliarden Fahrgastfahrten zustande.